Ein Waliser Paar, Elisa Evans und Martin Shervington, gab sich in der virtuellen Realität das Ja-Wort. 40 Gäste wohnten der Zeremonie über VR-Headsets bei. Fast alles lief perfekt.
Dass auf Hochzeiten mitunter hoher technischer Aufwand betrieben wird, ist keine neue Entwicklung. Und streng genommen fand die erste Trauung im Cyberspace auch schon 1994 statt. Doch die Technologie von vor 23 Jahren ist mit heutigen Systemen freilich nicht vergleichbar. Ein Waliser Paar, Elisa Evans und Martin Shervington, gab sich in der virtuellen Realität das Ja-Wort. Die im Mai abgehaltene Zeremonie zeigte die Chancen und Limitationen der Technologie auf, wie ein Bericht des Time Magazine zeigt.
Trauung in der Futuristische Halle
Möglich war die Umsetzung nur, weil VR-Equipment mittlerweile leistbar geworden ist. Die zu Trauenden gaben rund 2.5000 Dollar für einen geeigneten Computer und ein Headset aus. Auf die Idee war man gekommen, weil man aus der Hochzeit ein sehr persönliches Erlebnis machen wollte. Die VR-Umsetzung würde ihnen die Möglichkeit geben, dieses Ereignis immer wieder neu erleben zu können. Hilfe erhielten sie von Altspace VR, einer seit Oktober im Besitz von Microsoft befindlichen Firma, die sich auf Kommunikationslösungen für die virtuelle Realität spezialisiert. Diese setzte die virtuellen Räumlichkeiten um: Eine futuristische Halle mit Discokugel und rot am Himmel wabernder Lava.
Verwirrung im Vorfeld
Während 40 Gäste in der Wohnung des Bräutigams über den Bildschirm und abwechselnd mit VR-Headsets dem Treiben beiwohnten, befand sich das Paar in der “Sunflower & I”-Bar in Cardiff. Es gab witzige Ansprachen von Bräutigam und Braut, die sich ein Jahr zuvor vor allem dank ihres gemeinsamen Humors ineinander verliebt hatten. Dazu präsentierte man Videoclips aus Serien, Fotos und Anekdoten aus der Beziehung, die Gäste drückten mit schwebenden Emojis ihre Gefühlslage aus.
Dabei sorgte das Konzept im Vorfeld für Verwirrung. Denn manche Gäste hatten bis dahin keinerlei Berührung mit der virtuellen Realität. Sie dachten, dass das Paar sich in Roboterverkleidung trauen werde – tatsächlich hatten die beiden sich entschieden, auf der virtuellen Hochzeit als Roboter-Avatare zu erscheinen.
Zweite Zeremonie
Für die Cyber-Trauung war Lisa Kotecki, Community Managerin bei Altspace aus dem fernen San Francisco als Avatar vor Ort und nahm dem Paar das “Ja-Wort” ab. Während die real-virtuelle Feier weitestgehend reibungslos verlief, erwies sich der Besiegelungskuss als problematisch. Denn die klobigen VR-Brillen waren im Weg. Es gab jedoch einen zweiten Versuch, diesmal ganz ohne Technik. Nach einem virtuellen Tanz und Feuerwerk machten sich die Gäste schliesslich auf den Weg zur realen Location, die ganz im Stile der VR-Umgebung hergerichtet war. Dort schritten Bräutigam und Braut auch ganz “in Echt” vor den Altar. “Wir haben zwar kein Meer aus Herzemojis gesehen, aber jede Menge Lachen”, kommentiert Shervington seine Trauung. “Wir haben jetzt die Erinnerung daran, virtuell und real geheiratet zu haben.”
In der Schweiz gab es immerhin den wohl weltweit ersten Heiratsantrag in der VR im VR Center Dietlikon. Und wir schon beim Thema sind, darf man natürlich die verrückten Hochzeitsrituale mit Avataren in Japan nicht vergessen.
Quelle: Der Standart