Tetris Effect im Test

Treibende Bässe, reichlich Effekte und VR-Unterstützung: «Tetris Effect» katapultiert den Game-Boy-Klassiker ins HD-Zeitalter und verwandelt ihn in einen absoluten Überraschungshit.

Erinnert ihr euch noch an euer erstes Mal «Tetris»? Für viele war das sicher ein besonderes Erlebnis, verbunden mit dem Nintendos Game Boy. Der vom russischen Entwickler Alexei Paschitnow programmierte Puzzler gehört mit weit mehr als 100 Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Videospielen aller Zeiten.

Über die Jahre gab es immer wieder Neu-Interpretationen der ursprünglichen Spielmechanik, doch keines dieser Remakes konnte an den Erfolg des Originals anknüpfen. «Tetris Effect» könnte diese Lücke schliessen. Das unter der Leitung von «Rez»- und «Lumines»-Erfinder Tetsuya Mizuguchi entstandene Revival vermischt die bewährte Spielmechanik mit sphärischen Klängen, pulsierenden Effekten und pochenden Beats.

Alles bleibt anders

«Tetris Effect» hält sich über weite Strecken geradezu stoisch an das Gameplay des Originals. Das bedeutet: Ihr müsst auf dem 2D-Spielfeld herabfallenden Steine – die sogenannte Tetrominos – in Linien anordnen. Sobald ihr eine Reihe vervollständigt, verschwindet diese und beschert euch Punkte. Den Highscore gibt es natürlich für Viererreihen – den Tetris.

Die Steuerung auf Basis des Digitalkreuzes gestaltet sich angenehm simpel und direkt. Zudem könnt ihr per Tastenkombination auch die Kamera rein oder raus zoomen. In dem Hauptspielmodus «Journey» findet ihr darüber hinaus die Zonen. Mit dieser Fokusansicht pausiert ihr das Spiel und könnt für eine gewisse Zeit in aller Ruhe eure Steine platzieren. Die dadurch erledigten Reihen zählen zwar nicht für den Level-Fortschritt, sind aber trotzdem eine gute Methode, um sich ein wenig Luft zu verschaffen.

Ansonsten aber ist «Tetris Effect» genau das, was der Name suggeriert: Ein «Tetris» mit jeder Menge Effekten.

Eine Reise durch Raum und Zeit

Die Journey führt euch durch 30 Levels mit wechselnden Schauplätzen. Die Spielart gibt letztlich den Grundtenor des gesamten Programms vor. «Lumines»-Macher Tetsuya Mizuguchi zeigt hier, was bereits seine früheren Titel von der Knobel-Konkurrenz absetzten: «Tetris Effect» verbindet gekonnt Puzzle-Gameplay, Musik und grafische Ästhetik.

Im Klartext bedeutet das: Um das Spielfeld im Zentrum erschafft das Programm vollkommen neue Welten. In einem der ersten Levels bilden sich plötzlich aus Partikeln Wale und schwimmen mit euch mit. In späteren Abschnitten reiten mit euch Kamele durch die Wüste oder «Tetris Effect» entführt euch kurzerhand auf den Mond oder in einen verregneten Wald. Um euch herum entstehen so immer wieder tolle Bilder, die in Verbindung mit der einzigartigen Musik eine gelegentlich fast schon meditative Atmosphäre kreieren. Denn mit euren Aktionen komponiert ihr zugleich euren eigenen Soundtrack: «Tetris Effect» reagiert dynamisch auf eure Aktionen und streut bei bestimmten Moves immer wieder leise Sound-Effekte ein. Dadurch werdet ihr beispielsweise in einem Level Musiker einer Jazz-Band und steuert etwa durch drehen der Steine unregelmässige Klavierklänge bei.

Die einzelnen Abschnitte unterteilt das Spiel im «Journey»-Modus in jeweils 36 Linien. Innerhalb der Szenarien wechselt «Tetris Effect» immer wieder überraschend das Tempo oder stellt euch mit anderen Gemeinheiten auf die Probe. Wenn plötzlich die Geschwindigkeit der herunter fallenden Steine von gemütlichen sechs auf rasend schnelle neun ansteigt und ihr nur noch eine Handvoll Reihen abarbeiten müsst, dann steigt der Puls schnell in für «Tetris» ungeahnte Regionen. Allzu leicht ist das Spiel auf jeden Fall nicht!

Zombie-Blöcke oder was?

Ganz ähnlich präsentiert sich die zweite grosse Säule des neuen «Tetris»: Der Effect-Modus. Dieser bietet 15 verschiedene Szenarien und Spielarten sowie Events, die per Onlineverbindung nachgereicht und für die gesamte Community zugänglich gemacht werden. Die Effektmodi splitten sich in die Kategorien klassisch, abenteuerlich, Entspannung und Fokus.

So probiert ihr euch etwa im Marathon aus und tilgt 150 Reihen bei stetig wachsendem Tempo. Oder ihr versucht im Sprint die meisten Punkte innerhalb von drei Minuten herauszuholen. Richtig wild wird es dann in Optionen wie «Säubern» oder «Rätsel». In «Säubern» etwa müsst ihr infizierte Blöcke ausschalten, bevor sich diese immer weiter ausbreiten. Gelingt euch das nicht, wächst der Turm in regelmässigen Abständen immer weiter an – bis ihr das Zeitliche segnet. Die Effektmodi bringen viel Abwechslung ins Spiel und halten «Tetris» auch langfristig frisch.

Mit VR noch besser

Doch damit sind wir noch längst nicht durch: «Tetris Effect» könnt ihr am normalen Bildschirm – im Idealfall mit laut aufgedrehter Surround-Anlage – geniessen oder optional mit Hilfe der Playstation VR. Und auch wenn das Bild bei Sonys VR-Brille natürlich längst nicht so gestochen scharf ist wie auf dem heimischen 4K-Fernseher, so seid ihr doch mittendrin statt nur dabei. Im VR-Modus fliegen euch die Partikeleffekte förmlich um die Ohren und die grafischen Details wirken um ein Vielfaches plastischer. Dadurch kommen die unzähligen Effekte noch einmal mehr zum Tragen.

Nachteil: Oftmals überlagert das Feuerwerk das Spielbrett und lenkt euch von dem eigentlichen Geschehen ab. Wir wussten stellenweise nicht mehr, was der nächste Stein sein wird und wo wir eigentlich sind. Eine Option zum Abstellen der Effekte gibt es nicht, was gerade die fortgeschrittenen Abschnitte sehr schwierig macht. Trotzdem: «Tetris Effect» spielt seine ganze Stärke erst mit Playstation VR aus und verliert dabei nichts von seiner strategischen Tiefe.

Fazit

Fazit
83 100 0 1
Es ist schon erstaunlich, wie gut „Tetris“ – über 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung – noch funktioniert. Das grundsätzliche Spielprinzip lässt «Tetris Effect» nahezu unangetastet und genau das gefällt den «Tetris»-Veteranen unter uns. Zugleich holt «Lumines»-Erfinder Tetsuya Mizuguchi den Klassiker in die Videospiel-Moderne: Die Präsentation ist erstklassig und die Variationen im Effect-Modus überzeugen, ohne das «Tetris»-Erbe mit Füssen zu treten. Stattdessen verlieren wir uns mühelos in dem genialen Mix aus unkaputtbarem «Tetris»-Gameplay, prachtvoller Grafik und stimmungsvollem Sound. Eine VR-Brille ist zwar nicht Pflicht, verstärkt aber den Spielspass noch einmal.
Es ist schon erstaunlich, wie gut „Tetris“ – über 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung – noch funktioniert. Das grundsätzliche Spielprinzip lässt «Tetris Effect» nahezu unangetastet und genau das gefällt den «Tetris»-Veteranen unter uns. Zugleich holt «Lumines»-Erfinder Tetsuya Mizuguchi den Klassiker in die Videospiel-Moderne: Die Präsentation ist erstklassig und die Variationen im Effect-Modus überzeugen, ohne das «Tetris»-Erbe mit Füssen zu treten. Stattdessen verlieren wir uns mühelos in dem genialen Mix aus unkaputtbarem «Tetris»-Gameplay, prachtvoller Grafik und stimmungsvollem Sound. Eine VR-Brille ist zwar nicht Pflicht, verstärkt aber den Spielspass noch einmal.
83/100
Gesamtpunktzahl

PRO

  • herausragende Präsentation
  • nahezu perfekter Mix aus Grafik und Sound
  • zerstört nicht das Spielprinzip des Originals
  • launige Journey-Kampagne
  • Effekt-Modi sehr abwechslungsreich
  • insgesamt solider Umfang

CONTRA

  • gelegentlich arg schwer
  • Übersicht geht zu schnell flöten
  • Nichts für Multiplayer-Fans
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