Test: Iron Man VR

Iron Man VR im Test

Lange mussten sich PS4-Besitzer auf das VR-Superhelden-Abenteuer mit Tony Stark und dessen «Iron Man»-Anzug gedulden. Nach mehreren Verschiebungen ist es nun endlich so weit – und dabei kommen Anhänger des Mannes im metallenen Kampfanzug mindestens genauso auf ihre Kosten wie PSVR-Freunde allgemein.

Der Comicbuch-Autor Stan Lee hat in seiner Schaffenszeit eine ganze Reihe ikonischer Charaktere erschaffen. Neben Spider-Man, Hulk und etlichen weiteren zählt der Iron Man, das Alter Ego des erfinderischen Grossindustriellen und Milliardärs Anthony Edward Stark, zu seinen wichtigsten Kreationen. Spätestens seit den drei Kinofilmen mit Robert Downey jr. in der Hauptrolle und einer Reihe von Auftritten in den «Avengers»-Filmen oder «Spider-Man: Homecoming» ist Tony Stark in aller Munde. Nun feiert der Mann im eisernen Fluganzug in «Marvel’s Iron Man VR» sein Debüt in einem Virtual-Reality-Spiel, das spielerisch, erzählerisch und atmosphärisch mit zum Besten gehört, was es bislang für Sonys PS4 gibt.

Actionspektakel mit Move

Um «Marvel’s Iron Man VR» spielen zu können, benötigt ihr neben dem PSVR-Headset für eure PlayStation 4 oder PS4 Pro zwei Move-Controller. Auch deshalb bietet Publisher Sony das Spiel wahlweise in einer Sonderausgabe mit zwei Move-Controllern der neuesten Generation an, die ihr anders als die «alten» Modelle per Micro-USB-Kabel aufladet. Dass das Spielen per DualShock 4 im Gegensatz zu einigen anderen PSVR-Titeln nicht möglich ist, ergibt Sinn. Denn mit den Move-Controllern steuert ihr die Hände von Iron Man, um euch in den Levels mit euren Düsen frei durch die Umgebung zu bewegen und eure vielfältigen Waffensysteme im Kampf gegen Drohnen am Himmel oder auch Panzer am Boden einzusetzen. Dabei mussten die Macher zwar den Kompromiss eingehen, dass Iron Man seine Bewegungen in der Luft mit den Handdüsen steuert. Die Alternative wäre dann jedoch ein Railshooter gewesen, der garantiert nicht dieselbe Intensität erreicht hätte. Das hätte vielleicht die gelegentlich störenden, aber letztlich verschmerzbaren Ungenauigkeiten beim Tracking der Move-Controller deutlich reduziert. Der Intensität wäre es allerdings ziemlich sicher abträglich gewesen.

Test: Iron Man VR

Die Düsen nutzt ihr jedenfalls nicht einfach nur, um euch nach vorn, zur Seite oder nach oben bzw. unten zu bewegen. Klickt ihr doppelt auf den Trigger, beschleunigt ihr kurz, um im Kampf beispielsweise einem mächtigen Stossangriff oder Energiestrahl des Gegners zu entgehen. Einzelne Widersacher machen derartige Ausweichmanöver unumgänglich. Denn quasi nur in dem Moment, in dem ihr per Schubkraft ausweicht, ist deren Schutzschild kurzzeitig deaktiviert. Eure normalen Impulswaffen, zielsuchende oder gar panzerbrechende Raketen, wie ihr sie später ausrüsten könnt, können den Feinden nur dann etwas anhaben. Es sind aber nicht nur die Vielfalt und manchmal die leicht übertriebene Masse an Feinden, die ihr mit den genannten Waffen oder auch mit einem stürmischen Faustschlag bekämpft, sondern auch die spektakuläre Inszenierung, bei der ihr euch wirklich in der Rolle eines Superhelden wähnt. Schon im Prolog jagen wir nach einem Überfall durch Tonys Nemesis Ghost unserem eigenen Flugzeug hinterher, müssen Starks bessere Hälfte aus dem Jumbojet retten und den Absturz auf bewohntes Gebiet verhindern. An den anderen Schauplätzen sieht das nicht anders aus, wenn wir etwa in Schanghai mehrere Sprengladungen entschärfen müssen, während wir unaufhörlich von Kampfdrohnen attackiert werden oder den auch visuell beeindruckenden Heli-Carrier von Nick Fury beschützen.

Test: Iron Man VR

In «Marvel’s Iron Man VR» steht die Kampfaction eindeutig im Zentrum, bei der wir uns mit allerlei Kampfdrohnen oder Panzern am Boden anlegen. Aber auch abseits dessen fängt Entwickler Camouflaj die anderen Stärken der Vorlage ein. Denn ausserhalb seiner Rolle als Iron Man ist Tony Stark ebenfalls eine spannende Figur, die mit ihrer leichten, aber sympathisch verpackten Arroganz immer wieder für gute Laune sorgt. Auch deshalb werden Tony und dessen Werdegang vom erfolgreichen Waffenfabrikanten zum Hightech-Beschützer umfangreich skizziert, und ihr dürft euch zwischendrin zudem in dessen Villa intensiv umschauen sowie vielen Nebenaktivitäten nachgehen. Es sind teils Kleinigkeiten wie das Heben von Gewichten oder Klimmzüge an der Stange. Ihr könnt in Tonys Tüftelkeller aber auch versuchen, Basketbälle im Korb zu versenken und dabei den bestehenden Rekord zu unterbieten. Das macht definitiv Laune, denn wir konnten es nach anfänglichen Schwierigkeiten nicht lassen, endlich den Rekord zu knacken, anstatt einfach direkt in die neue Hauptmission weiterzugehen.

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Weshalb «Marvel’s Iron Man VR» in den ruhigeren Szenen atmosphärisch ebenso gut funktioniert, liegt nicht zuletzt mit an den gut geschriebenen und exzellent vertonten Dialogen – auch in der deutschen Sprachfassung. Die Credits geben über die deutschen Sprecher von Tony, Peppers oder Gegenspielerin Ava Stark, auch bekannt als Ghost, zwar keine Auskunft. Hochwertig besetzt ist der Cast aber definitiv, obgleich nicht die Sprecher aus den letzten Kinofilmen zum Einsatz kommen – übrigens auch nicht in der englischen Version. Herausgehört haben wir aber unter anderem Erik Schäffler, der etwa die männliche Version von Commander Shepard ab «Mass Effect 2» gesprochen hat und in «Marvel’s Iron Man VR» den Part von Nick Fury übernimmt. Wenn uns nicht alles täuscht, steckt in der deutschen Fassung der Synchronsprecher Björn Schalla hinter Tony Stark respektive Iron Man. Schalla war in der Vergangenheit beispielsweise in der TV-Serie “Smallville” als Lex Luthor (verkörpert von Michael Rosenbaum) zu hören.

Anders als viele andere PSVR-Titel bietet «Marvel’s Iron Man VR» einen deutlich grösseren Umfang und mehr Spieltiefe. Hier seid ihr jedenfalls nicht innerhalb weniger Stunden durch die Kampagne durch und habt dann quasi schon alles gesehen, was das Actionspiel hergibt. So könnt ihr euch zwischen den Hauptmissionen auch immer wieder an Flugherausforderungen probieren und dabei versuchen, die Rekordzeit der Entwickler zu unterbieten. Stellenweise könnten diese Challenges vielleicht sogar noch etwas kompakter ausfallen, obgleich vielleicht drei bis fünf Minuten für einen Versuch an sich nicht übertrieben sind. Ihr könnt diese Herausforderungen zudem für die Erprobung neuer Waffen nutzen, denn mit den in Haupt- und Nebenmissionen verdienten Entwicklungspunkten dürft ihr in Tony Starks “Werkraum” seine Iron-Man-Rüstung erweitern und verbessern sowie in der Farbgebung anpassen.

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Leicht ist es bereits auf dem mittleren der drei Schwierigkeitsstufen nicht, einen 5-Sterne-Abschluss zu erzielen. Aber gekonnt sorgt «Marvel’s Iron Man VR» ohne Frusttendenzen dafür, dass wir auch mal bereitwillig gleich eine Mission wiederholen, um ein besseres Ergebnis und mehr Forschungspunkte zu erzielen. Ihr müsst das indes nie sofort machen, wobei wir bei einer besonders schlechten Abschlusszeit Challenges auch mal gezwungenermassen erneut angehen mussten, bevor wir uns der nächsten Hauptmission stellen durften. Noch während der laufenden Kampagne dürft ihr freiwillig in vorherige Missionen zurückkehren und diese erneut absolvieren. Aber selbst wenn ihr auf direktem Wege durch die Hauptmissionen geht, könnt ihr mit etwa zehn Stunden rechnen. Wie viel es am Ende bei euch sind, hängt aber natürlich nicht zuletzt am Skill und am gewählten Schwierigkeitsgrad. Und bezogen auf Letzteres ist mit den praktisch jederzeit anpassbaren Stufen wirklich für jeden etwas dabei – vom Einsteiger bis zum Profi.

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