Was bisher geschah: Dank des Verkaufs seiner selber entwickelten digitalen Währung, an welcher er umsatzbeteiligt ist, lebt Francis ein finanziell sorgloses Leben. Weil er bloss sporadisch an seinem Produkt weiterarbeitet, hat er für anderes viel Zeit, die er grossenteils in der virtuellen Realität verbringt. Von ihr absorbiert, ist sie seine Alltagswelt geworden. Darin hat er eben erst begonnen, den einen variierenden Traum, der ihn nachts häufig und bruchstückhaft heimsucht, wiederaufzuführen und um fehlende Teile weiterzuinszenieren, bis er ihn im Wesentlichsten verstehen würde. Derart von seinem Vorhaben, der virtuellen Welt vereinnahmt, dass Malte und Fiete befürchten, Francis würde sich darin verlieren, kann er die Sorge seiner Freunde nachvollziehen und schätzt daher ihren Versuch, ihn für die eigentliche Welt zunehmend wiederzugewinnen. Doch sieht er für sich einen anderen Weg zurück und damit verbunden beschäftigt ihn vordringlich eine andere Angst, mit welcher er sich Amilia anvertraut.
“Liebe Amilia”, beginnt Francis den Brief. “Eben waren Fiete und Malte bei mir”, fährt er fort, “und haben mich gefragt, wie es mir ginge. Ich dachte mir, sie abspeisen zu können, indem ich sagte, es gelinge mir, öfter das Haus zu verlassen. Doch über den Fortschritt erfreut, wollten sie nun wider Erwarten Näheres dazu wissen. Ich würde nun statt dreimal wöchentlich fünfmal spazieren. Nicht, dass ich sie angelogen hätte, jedoch verschwieg ich ihnen, jeweils kürzer auszutreten. Ihnen zuliebe halte ich mich draussen auf, zuvordest ist mir aber, in der virtuellen Realität meinen wiederkehrenden Traum zu enträtseln und auf diesem Weg insoweit wieder zu mir zu kommen, wie es nötig ist, um wieder fest in der eigentlichen Welt zu stehen. Damit verbunden fürchte ich, mich eher zu verlieren, wenn das Vorhaben scheiterte, als dadurch, dass die virtuelle Welt, in der es mir gelingen könnte, mich zu sehr vereinnahmte.
Ich wünschte, Amilia, du stündest mir in alledem bei. Doch bist du in einem verschwunden, ohne je wieder etwas von dir hören zu lassen. Gerade vor Abbruch deiner Verbindung zu mir hattest du noch gemeint, in meinem Leben eine Konstante zu sein, dass ich auf dich zählen könne. Vice versa, sicherte ich dir zu. Puff, warst du weg. Überwiegend bin ich um dich besorgt, hoffe, dass dir nichts Schlimmes zugestossen ist. Daneben verspüre ich auch Wut, und etwas sagt mir, zurecht. Daher möchte ich zwar erfahren, dass du wohlauf bist, nicht aber sehen, wie du auftauchtest, als wäre nichts geschehen. Ein Satz genügt, ein Satz von dir, dass es dir gut geht. Schreib mir bitte zurück.”
So endet Francis’ dritter Brief an Amilia. Wie bereits die anderen, gibt er Fiete auch diesen für den Postkasten mit, an welchem er auf seinem Weg nach Hause vorbeikommt. Den tritt er nun in Begleitung Maltes an, doch statt den Brief einzuwerfen, gehen sie ums Eck, setzen sich auf eine Bank und lesen ihn gespannt. Nie wird er Amilia erreichen, kein Brief wird es je …
Teil 3 folgt in 2 Wochen