Virtual Reality in der Schweizer Arbeitswelt

Noch nutzen wenige Firmen Virtual Reality, um Mitarbeiter weiterzubilden. Die grösste VR-Halle Europas die Fusion Arena in Zürich will das ändern.

In der Fusion Arena im Letzipark steckt mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Sie soll nicht nämlich nicht von der breiten Öffentlichkeit genutzt werden, sondern auch im B2B-Bereich Firmen anziehen.

Ganz billig ist der VR-Spass für Firmen aber nicht. Eine Stunde Nutzung des VR-Parks schlägt mit 1000 Franken zu Buche. Wenn eine eigene VR-Anwendung für Firmen programmiert werden soll – und das wird in den meisten Fällen wohl nötig sein, um den spezifischen Ansprüchen einer Firma gerecht zu werden –, ist bei kleineren Projekten mit etwa 30 000 bis 50 000 Franken zu rechnen. Bei aufwendigen Simulationen klettert der Preis auf mehrere hunderttausend Franken. Die Wette von Tobler und seinem Team: Ein Fehler, der vor dem Bau nicht bemerkt wird, ist teurer.

So ist Rony Tobler, Gründer der Fusion Arean ist gemäss der Handelszeitung gerade im Gespräch mit einem Schweizer Zughersteller, der Prototypen von Zügen visualisieren lassen könnte. «Am Ende geht es um Kosteneinsparungen und Effizienzgewinn», so Tobler. «Es können Fehler vermieden werden, bevor ein Bau beginnt.»

Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen

Kommt das Konzept der Fusion Arena an, will er gemeinsam mit Coop Immobilien an weitere Standorte in der Schweiz expandieren. Entertainment-Angebote für Familien und Businessanwendungen für Firmen wechseln sich dabei ab. Der Vormittag soll für Firmen reserviert sein, der Abend für den spassigeren Teil.

Schulungen im Wandel

Die zweite Wette von Tobler und seinem Team, dass Firmen VR-Anwendungen besser für ihre internen Prozesse und Mitarbeiterprogramme nutzen können, steht in einem grösseren Kontext. Denn firmeninterne Schulungen sind schon länger dabei, sich zu verändern. Die Programme sollen schneller implementierbar, billiger umzusetzen und besser kontrollierbar werden. Der bekannteste Trend in diesem Bereich sind dabei wohl die sogenannten MOOC (Massive Open Online Courses), also die Online-Massenkurse für Mitarbeiter, die an mehreren Standorten und in mehreren Ländern verteilt sein können. Der Vorteil: Kostenersparnis, indem ein Fachmann gleich für mehrere tausend Mitarbeiter seine Informationen ausstreut. Der Nachteil: Ob Mitarbeiter wirklich aufmerksam zuhören oder die Videoschulung neben ihren Facebook- oder Arbeitsaktivitäten mitlaufen lassen, ist schwer feststellbar. Die Aktivität der Mitarbeiter etwas anstacheln sollen Massenabstimmungen zu gewissen Themen während der Fortbildung. Eine wirkliche Kontrolle, wie viel von den Inhalten wirklich bei den Mitarbeitern angekommen ist, bringt aber auch dieses Element nicht wirklich.

Spielerische Fortbilung

Stefan Michel, Marketingprofessor an der Managerschule IMD in Lausanne, beobachtet diese Experimente mit neuen Weiterbildungsformaten schon seit einiger Zeit und hat auch selbst mit ihnen experimentiert: «Es gibt Innovation-Tournaments, das ist eine Kombination aus einem Live Event und einem virtuellen. Bei einem von uns moderierten Event in Stockholm waren 350 live und 5000 online zugeschaltet. Bei solchen virtuell-realen Events können alle die Präsentationen mitverfolgen, der Moderator kann Gruppenarbeiten virtuell und real durchführen.» Bereits heute unterrichtet Michel mehr online als live, und zwar mithilfe eines eigenen Videostudios an der Manager-Bildungsinstitution. Ein Trend, der in die Richtung der Virtual-Reality-Anwendungen geht, ist Fortbildung und Mitarbeiterschulung durch Spiele. Indem verschiedene Levels auf dem PC oder einer Konsole durchgespielt werden, sollen Verhaltensmuster genauso trainiert werden, wie Entscheidungsprozesse analysiert werden können.

Sogar in der Rekrutierung haben sich in einigen Firmen Gaming-Ansätze verbreitet, bei denen aus dem Spielverhalten Rückschlüsse auf das künftige Verhalten als Mitarbeiter gezogen werden. Solche spielerischen Ansätze wären auch in der Halle in Altstetten möglich.

Quelle: Handelszeitung

 

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