Samsungs überarbeitete Gear-VR-Brille mit dem verbesserten Tragekomfort und dem dunkleren Design ist nicht erst seit dem Galaxy S8 erhältlich. In Tat und Wahrheit ist es dieselbe Version, welche die Südkoreaner schon mit dem explosiven Galaxy Note 7 auf den Markt gebracht haben. Was Samsung aber erst seit ein paar Monaten bei der Neuauflage mitliefert, ist ein eigener Hand-Controller, und der hat es in sich.
Die neue Gear VR ist tatsächlich ein wenig ergonomischer und nimmt auch das 5,8 Zoll grosse Galaxy S8+ auf. Kompatibel ist das Smartphone-Gestell für die virtuelle Realität ausserdem noch mit der Galaxy-S6-Reihe, also eigentlich mit allen bisherigen VR-tauglichen Samsung-Smartphones. Der Gesichtspolster mit Klettverschluss ist sehr bequem und kaum wegzudenken. Trotz Sommerwärme in der Stube sind VR-Ausflüge im mobilen Oculus-Store gleich wieder erfrischend.
Der Blickwinkel wurde leicht verbessert (von 96 auf 101 Grad). Das merkt man, kann aber auch an meinem neuen Galaxy S8 liegen, obwohl die Pixeldichte der beiden Generationen im Grunde identisch sind. Je nach Hornhautverkrümmung sind die mobilen VR-Headsets ohnehin nicht für die Masse gemacht. Ich kenne die vorherige Gear VR vor allem in Kombination dem S7 (Edge). Die blauschwarze Farbgebung schirmt in der virtuellen Realität tatsächlich noch besser von der Aussenwelt ab.
Mit dem Touch-Steuerungs-Gadget, das auch auf Bewegungsgesten reagiert, entfällt das unhandliche Tippen auf der haptischen Seitenfläche der Gear VR. Auch die Spiele sind nun teilweise auf den neuen Controller zugeschnitten. Sonst hatte man bislang hauptsächlich die Möglichkeit, die Games per Kopfbewegung zu steuern, wenn man kein Bluetooth-Gamepad für weitere VR-Spiele der Samsung-Plattform besitzt. Aber ist der neue Controller überhaupt eine so grosse Überraschung?
Mein erster Gedanke war damals: Das musste ja kommen. Google hat es immerhin schon länger mit der hauseigenen Referenz-Lösung für seine Daydream-View-Brille vorgemacht. Denn eigentlich ist es ein offenes Geheimnis: Bei den High-End-VR-Brillen von Konsorten wie HTC Vive kann ein solcher Gehilfe mit Bewegungserfassung ein echter Mehrwert bieten.
Auf der virtuellen Spielweise wird aus der Hand im Spiel «Drop Dead» dann auch schnell mal eine laute Wumme und oder ein Maschinengewehr, um böse Comic-Zombies am Laufband niederzumähen. In dem ruhigen Spiel «A Night Sky» kann man nun mit der Hand nun Sternenbilder am Himmel zeichnen. Durchblättert man den Oculus Store, findet man schon gegen 40 Spiele, die speziell auf den neuen Controller getrimmt sind. Natürlich kann man auch viele bisherige Spiele nun einfach mit der Hand steuern, weil die Bedienoptionen der seitlichen Headset-Touchfläche auch auf dem handlichen Steuerungsknüppel vorhanden sind.
Samsung VR-Mitbringsel ist sehr ergonomisch geformt und liegt gut in den Händen. Den Home- und den Zurück-Button von der Gear-VR-Brille gibt es auch hier, und man kann die beiden Tasten sehr gut erfühlen. Besonders praktisch ist mittlere die Lautstärke-Wippe, die man allerdings in der virtuellen Realität nicht immer so leicht ertasten kann. Damit nicht genug: Sogar einen rückseitigen Trigger-Button gibt es und natürlich das obligate Touchpad an der Oberseite.
Das Einrichten erklärt Samsung über die Oculus-Home-App. Zur genauen Kalibrierung führt man ein paar Achterbewegungen durch. Zudem werden wie im Vive-Setup Positionsangaben erfasst, bei denen man das kleine Gadget auf den Tisch legt. Alles eine Sache von wenigen Minuten. Man muss als Samsung-Neuling eigentlich nichts wissen, ausser dass man zuerst zwei mitgelieferte Triple-A-Batterien einlegen muss. Der Controller schaltet sich übrigens nach längerer Inaktivität automatisch ab.
Der grösste funktionale Unterschied zu Googles «Daydream»-Gegenstück ist der rückseitige Zeigefinger-Trigger-Button, der dem Ganzen ein wenig das Flair der Oculus Touch verleiht. In Shooter-Spielen bereitet das eine Menge Spass.
Wichtig: Wenn man schon die eine Gear VR besitzt, braucht man die neue VR-Halterung nicht unbedingt. Man kann den Controller auch separat kaufen. Für die älteren Samsung-Smartphones wird ein Micro-USB-auf-USB-C-Adapter mitgeliefert, weil der USB-C-Anschluss auf neue Smartphone-Generation von Samsung ausgelegt ist. Das Daydream-Update wird zwar auch für das Galaxy S8 noch diesen Sommer in Aussicht gestellt (wo bleibt es bloss?), aber man wird voraussichtlich keine zweite Brille benötigen, da es sich bei Googles VR-Plattform im Wesentlichen um eine App handelt, die es dann zu installieren gilt.
Optional kann man den kleinen Spielgefährten nach der Rückkehr in die reale Welt auch seitlich in einer Schlaufe unter dem Headset verstauen.