Meta Quest 3 Flying in the Room

Meta Quest 3 im Test

Leichter, besser und gemixte Realitäten: Die autarke Meta Quest 3 als portable All-in-One-VR-Brille ist etwas teurer als die Konkurrenz und einige Vorgängerbrillen. Warum der jüngste Spross aus dem Meta-Konzern uns schon ansatzweise überzeugt, erfahrt ihr in unserem ersten Test. Ersten Test? Wir wollen noch länger mit anderen mobilen Headsets vergleichen. Doch eins nach dem anderen.

Dass es auch Freude bereitet, ein neues VR-Headset auszupacken, hat man sich ein wenig bei Apple abgeschaut. Aber man kennt das schon seit der ersten PCVR-Brille aus dem Facebook-Konzern. Erst dachte ich, die Quest 3 habe gegenüber der Quest 2 an Gewicht eingebüsst. In Tat und Wahrheit ist neue VR-Headset mit ca. 503 Gramm gegenüber 515 Gramm etwa gleich schwer geblieben.

Wieder für grosse Augenabstände geeignet

Zwar nutze ich bei der Vorgänger-Brille den separat erhältlichen Kopfbügel, jedoch nach etwas Eingewöhnung kann die Quest 3 auch mit dem Standard-Headstrap punkten. Der Riemen lässt sich wie bei vielen Headsets sowohl über als auch hinter dem Kopf anpassen. Was mir erst gar nie aufgefallen ist: Man kann sogar eine Art Gürtelschnalle am Hinterkopf auseinanderziehen, um die VR-Brille noch besser zu fixieren, was der mobilen VR-Brille einen sehr komfortablen Halt verleiht. Ein physischer IPD-Regler, der auch mir mit breitem Augenabstand ein klares Bild ermöglicht, ist wieder integriert. Die Skala, die sich nun wieder in Millimetern anpassen lässt, reicht von 58 bis 70 mm. Beim Vorgänger war der interpupiläre Abstand in drei Skalen nur auf maximal 68 Millimeter ausgelegt.

Meta Quest 2 vs. Meta Quest 3
Meta Quest 2 (links) vs. Meta Quest 3 (rechts) (Bild: Meta)

Verbesserter Passthrough Mode

Zu den zwei markantesten Neuerungen zählen zwei Front-RGB-Kameras sowie ein Tiefensensor. Man sieht nun wie bei der Pico 4 die Aussenwelt durch die beiden Pancake-Linsen in Farben, wenn man sich die virtuelle Zone einrichtet oder ausserhalb seiner festgelegten Raumgrenzen befindet. Es ist theoretisch schon fast möglich, durch die virtuelle Brille Handy-Nachrichten zu verfolgen, wozu aber auf die Dauer aufgrund der Flimmereffekte nicht anzuraten ist. Ich freu mich jedenfalls schon jetzt, wenn das eines Tages mit noch hochauflösenderen Sensoren möglich wird.

Quest 3: Linsentechnik (Bild: Meta)

Bald Möbelwerbung von Facebook?

Ähnlich wie bei der PSVR 2 werden schon Tische, Sofa und Fernsehmöbel mit Geometriegittern erfasst, ohne dass man die Grenzen erst selbst einzeichnen muss. Besonders mag ich, dass es nun auch jederzeit möglich ist, sitzend oder wieder stehend eine VR Experience zu starten, ohne jedes Mal die Raumgrenzen neu festzulegen.

Ein bisschen creepy: Meta fragt nun bei Installation der Mixed-Reality-Anwendungen, die in die reale Umgebung eingeblendet werden, erstmals, ob räumliche Daten eures Zuhauses genutzt werden dürfen. (Ich bin jetzt schon gespannt, ob wir eines Tages bei Nutzung dieser wertvollen Daten durch Werbetreibende auch volumetrisch-massgeschneiderte Möbelwerbung eingeblendet bekommen.)

Es fehlen noch Inhalte

Bis Ende 2023 sollen laut Meta an die 100 Spiele für die Quest 3 optimiert werden. Aktuell befinden sich zahlreiche Spiele in Entwicklung. Praktisch die gesamte Bibliothek (um die 500 Titel) von Meta Quest 2 usw. ist abwärtskompatibel. Zudem wird derzeit an einigen speziell für die Quest 3 optimierte Titel sowie weitere MR-Apps gearbeitet.

In grafischer Hinsicht habe ich bei bisherigen Spielen noch keinen Riesen-Unterschied gemerkt, da schon die Pico 4 über eine vergleichbar hohe Display-Auflösung verfügt (pro Auge 2064 × 2.208 Px bei Quest 3; 2160 × 2160 Px bei Pico 4; 1832 × 1920 Px bei der Quest 2). Es werden erst demnächst ein weitere Spiele wie «Asgard’s Wrath» und «Assassin’s Creed Nexus» erscheinen. An der Meta Connect wurden bis Ende dieses Jahres bis dato noch keine Quest-3-exklusive Titel angekündigt. Dennoch gibt es einige Spiele wie «The Walking Dead: Saints and Sinners», «Hubris» und «Espire 2»,  die sich die Extra-Performance zunutze machen. Ganz auf dem Niveau von PCVR ist das natürlich mit einer mobilen SoC-Plattform noch lange nicht, aber erstaunlich gut. Darüber hinaus lässt sich die Quest 3 wie fast jedes andere mobile Headset über die Virtual-Desktop-Anwendung mit einem leistungsstarken PC verbinden, um via Steam VR zu streamen.

Das macht Spass

Wenn die Quest 3 ein Feature beinhaltet, das mir wirklich schon ein paar «Wows» entgleisen konnte, dann die Nutzung der Mixed Reality durch den neuen Tiefensensor, obwohl ich erst ein paar der wenigen Anwendungen getestet habe. Bei dem Spiel «Cubism» beispielsweise sitzt man ganz entspannt in der Stube, während man sich über dem Stubentisch verschiedene kubische Puzzle-Teile zusammenfügt. Eigentlich nichts anderes als ein Puzzle-Spiel, einfach in 3D. Gratis ist sogar ein cooles, jedoch kurzweiliges MR-Spiel namens «First Encounters». Nachdem man die App gestartet und den Raum gescannt hat, stürzt ein Raumschiff durch eure Stubendecke und wird mit einer lästigen Wucht von Weltraum-Schleimbällen für ein farbenfrohes Schlachtfeld im Wohnraum sorgen. Die Aufgabe des Spielers besteht darin, möglichst viele dieser «Puff Balls» einzusammeln, bevor die Zeit abläuft.

Etwas präziser reagiert auch die alternative Gestensteuerung per Hand-Tracking. Wie schon bei den Vorgängerbrillen erlaubt das Gesten-Tracking anhand verschiedener Daumen- und Zeigefinger-Bewegungen Klicks und Zooms, was sich sehr natürlich anfühlt. Überzeugt haben auch die kompakten kleinen Controller, deren Grundfunktionen und Button Layouts sich jedoch nicht gross geändert haben, nun aber durch das Entfallen der grossen Tracking-Ringe wieder an die erste Generation der Oculus Touch Controller für den PC erinnern.

Quest 3 Controller
Quest 3 Controller (Bild: Meta)

Ersteindruck

Da die Quest 3 bei ein wenig verspätetet auf unserer Redaktion eingetroffen ist, ist es noch zu früh für ein abschliessendes Urteil. Es hängt davon ab, was man als Consumer erwartet: Möchte man beispielsweise eine günstige Kabellos-VR-Brille für seine PC-VR-Spiele, vorausgesetzt man hat schon seinen leistungsstarken PC? Dann lohnt sich ganz klar eher die Pico 4, weil die Auflösung der Linsen und der Tragekomfort vergleichbar gut, wenn nicht sogar besser sind. Möchte man auch unbedingt Mixed Reality zu einem stolzen Aufpreis? Wir warten noch auf weitere MR-Anwendungen, aber auch auf spannende Titel wie «Asssassin’s Creed Nexus» und «Asgard’s Wrath 2», die demnächst erscheinen. Preislich bewegt sich die 128-GB-Version mit ca. 539 Franken im Bereich der vergleichsweise immer noch teuren PSVR2. Die Pico 4 ist dagegen im Vergleich noch immer sehr günstig (dieses autarke Headset gibt es schon 359 Franken in der 128-GB-Version).

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