Das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal in Österreich beherbergt einen der letzten verbliebenen Urwälder Europas. Die Vermittlung setzt auf Augmented und Virtual Reality.
Die Urwaldkapseln, kleinn Nischen im Ausstellungsraum, gehören zu den Stationen der Ausstellung im Haus der Wildnis in Lunz am See in Niederösterreich, das die Urwaldnatur im nicht weit von hier entfernten Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal zugänglich und greifbar machen soll. Die Schau führt viele Zusammenhänge rund um den Naturwald vor Augen: seine Entwicklung über die Jahrtausende hinweg, die komplexe Interaktion zwischen Naturwaldbewohnern oder die drastischen Auswirkungen des Klimawandels.
Unter anderem wird zur Vermittlung Virtual Reality eingesetzt. So nimmt man mit der VR Brille unter anderem die Perspektive eines Habichtskauzes ein, der über das Wildnisgebiet hinwegfliegt, durch seine Wipfel taucht oder sich zum Gipfel des Dürrenstein emporschwingt. Die wärmenden Sonnenstrahlen kommen aus Infrarotlampen, die Morgen brise von Ventilatoren, die dieses virtuelle Erlebnis intensiver gestalten.
Strenges Schutzgebiet
Das Wildnisgebiet selbst ist als IUCN-Schutzgebiet der Kategorie I und als erstes Unesco-Weltnaturerbe Österreichs streng geschützt. Um es zu erhalten, müssen menschliche Einflüsse möglichst ferngehalten werden. Führungen sind verfügbar, aber streng reglementiert. Doch gleichzeitig ist dieser kleine Flecken Landschaft, der seit der letzten Eiszeit nahezu unberührt geblieben ist, als Wissens- und Bildungsquelle von grossem Wert. Es liegt am Haus der Wildnis, genau diese scheinbaren Gegensätze zu vereinen: Es soll die Menschen in den Urwald führen, ohne dass sie ihn tatsächlich betreten.
«Wir haben bewusst den Weg der Technik gewählt», erklärt Katharina Pfligl, die das Haus der Wildnis leitet. «Den Urwald in einer Ausstellung vollkommen realistisch abzubilden und fühlbar zu machen ist kaum möglich – selbst wenn man mit einer Virtual Reality Brille hineinversetzt wird. Die Technologie bietet aber auch die Gelegenheit, die komplexen Zusammenhänge innerhalb des Naturwalds herzuzeigen, die sonst nicht auf den ersten Blick sichtbar sind.»
Eine der Stationen der Ausstellung veranschaulicht beispielsweise, wie die Bäume über ihre weitläufigen Wurzelgeflechte mithilfe unterirdischer Pilznetzwerke, den sogenannten Myzelien, ihre Nachbarn vor Insektenbefall warnen. Breitet sich der Borkenkäfer aus, wird diese Information weitergegeben und die Bäume wappnen sich etwa mit verstärkter Harzproduktion.
Augmented Reality zur Begrüssung
Bereits am Eingang zur Ausstellung im Haus der Wildnis werden die Besuchenden mittels Augmented Reality Technik in ein Video einer Urwaldszene auf einer grossen Leinwand projiziert und erscheinen so als Teil dieser Natur. Man kann sich auf die umgebende Natur einlassen, ihr zuhören und ihren Wandel beobachten – oder sie übertönen und ignorieren. Man bemüht sich hier, klarzumachen, wie viel von dieser Entscheidung abhängt.