Blickwinkeltour

VR Tour über ehemaliges Reichsparteitagsgelände in Nürnberg

Ein Nürnberger Unternehmen bietet neuerdings Virtual Reality Bustouren über das ehemalige Reichsparteitagsgelände an. Dabei werden alte Nazi-Bauten wieder zum Leben erweckt.

Das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg erinnert an die dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte. Nazi-Bauten wie die Kongresshalle oder die Zeppelintribüne sind als Ruinen aus der Zeit der Nationalsozialisten übrig geblieben.

Das Nürnberger Startup namens Blickwinkel Tour bietet nun Bus-Touren über das Areal an und zeigt mittels moderner Technologien, wie es auf dem Reichsparteitagsgelände damals aussah beziehungsweise wie es einmal aussehen sollte. Eine Tour über das Gelände dauert rund 90 Minuten. Informationen und geschichtliche Hintergründe erhalten die Teilnehmenden von professionellen Guides, die die Rundfahrt leiten.

Auf den VR Brillen erhalten die Teilnehmenden während der Rundfahrt immer wieder Informationen, Bilder, Videos und 3D/360-Grad-Ansichten der alten Nazibauten. Die Animationen basieren auf alten Plänen, Skizzen und Aufzeichnungen.

«Unabhängig der Vorstellungskraft der Teilnehmenden, können diese mithilfe des Guides und unseres Hard- und Softwaresystems einheitlich eintauchen in eine Welt, die so nicht zugänglich ist. Wir schaffen es, die Zugänglichkeit zu Bildung und Wissen in einer zeitgemässen Art und Weise zu visualisieren und entsprechend zu vermitteln», sagt Art Petto, Gründer von Blickwinkel Tour, der gemeinsam mit seinem Geschäftspartner die VR Tour ins Leben gerufen hat.

Die Nürnberger Kongresshalle: Ruine vs. Prunkbau

Die erste Station ist der Innenhof der Kongresshalle. Auf den VR Brillen erscheint eine Animation, die zeigt, wie das Gebäude ursprünglich geplant war. Beim Umsehen im virtuellen Raum verschwimmen die Grenzen zwischen virtueller Realität und Wirklichkeit. So können die Teilnehmenden die beiden Welten miteinander vergleichen.

Zeppelintribüne: Marodes Nazi-Bauwerk

Der nächste Halt sind das Zeppelinfeld und die mittlerweile arg marode Zeppelintribüne. Dort prangte einst das goldene Hakenkreuz, dessen Sprengung durch die Amerikaner am 22. April 1945 wohl eines der berühmtesten Videos der Welt ist. Eben dieses Video bekommen die Teilnehmenden auf ihren VR-Brillen vorgespielt, bevor sie eine weitere Animation zu sehen bekommen, wie die Zeppelintribüne in den 1930ern aussah. Links und rechts neben der Rednerkanzel, wo einst Adolf Hitler zu Menschenmassen sprach, stehen zwei riesige Feuerschalen. Eine davon kann die Schweizer Reisegruppe ganz real betrachten, beim kurzen Abstecher in den Goldenen Saal im Inneren der Zeppelintribüne.

Das deutsche Stadion: Gigantismus der Nationalsozialisten

Zum Abschluss geht es zu einem weiteren Mammutprojekt der Nazis, das letztendlich aber nie gebaut wurde: das deutsche Stadion hätte an der Grossen Straße, wo sich heute das Messegelände befindet, entstehen sollen. Ein geplantes Fassungsvermögen von 400.000 Menschen zeigt den Gigantismus der Nationalsozialisten. Doch über die Baugrube, die heute der Silbersee ist, gingen die Arbeiten nie hinaus.

Sich die Ausmasse nur anhand von Zahlen und Fakten vorzustellen, ist schwierig. «Aber wenn ich dann auf etwa 90 Metern Höhe stehe virtuell und runtergucke, wo ein Fußballstadion drei vier mal reinpasst, das ist was anderes», sagt Armin Glass, der Tourguide.

Tour-Angebot soll erweitert werden

Derzeit bietet Blickwinkel Tour die VR Bustour überwiegend für Gruppen an. Laut Gründer Art Petto wolle man nun aber auch verstärkt Rundfahrten für einzelne Teilnehmer anbieten. Sollte die Nachfrage gut sein, könne es schon bald regelmäßige Touren geben, die von Einzelpersonen oder kleineren Gruppen gebucht werden können.

Quelle: br / blickwinkeltour

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