Swiss Finance Metaverse

Finanzindustrie und das Metaverse

Die bodenständigen Genossenschafts-Banker und das fancy Metaverse? Das passt auf den ersten Blick nicht zusammen. Trotzdem äussert sich Raiffeisen nun zum Potenzial von virtuellen Immobilien. Darüber dass das Metaverse die Finanzindustrie in Zukunft beeinflussen wird, diskutiert auch das Swiss Payment Forum.

Gartner prognostiziert, dass bereits im Jahr 2026 25% aller Menschen pro Tag mindestens eine Stunde im Metaverse verbringen werden. Kein Wunder widmet  sich in ihrer aktuellen Immobilienstudie, nun auch die Bank, die den klassischen Schweizer Hypomarkt dominiert, den Verheissungen von «Virtual Real Estate». Dabei zeigt sich schnell: So recht trauen die Raiffeisen-Banker diesen virtuellen Welten nicht über den Weg.

Der Handel mit Non-Fungible-Token (NFT) auf der Blockchain habe in den letzten Monaten seltsame Blüten getrieben, finden sie. «Neben digitalen Kunstwerken, originalen Bild- und Videoaufnahmen oder Gegenständen in Videospielen kann man mittlerweile auch Grundstücke in der digitalen Welt, dem sogenannten Metaverse, erwerben. Und dies teilweise zu exorbitanten Preisen.»

In der Tat. Wer im Januar 2021 zum Durchschnittspreis von 150 Dollar eine Landparzelle in der Spielwelt The Sandbox ergattert hatte, konnte sich bis im folgenden Oktober desselben Jahres einer Wertsteigerung von fast 11’000 Prozent erfreuen.

Die Lage bestimmt den Preis

Angesicht des abflachenden Preistrends am Schweizer Immobilienmarkt müsste das in den Augen von Hypo-Bankern eigentlich vielversprechend klingen. Zumal einige Gesetzmässigkeiten im Umgang mit Liegenschaften im Metaverse genauso gelten wie rund um den Zürichsee: «Location, Location, Location» heisst auch das Zauberwort für Immobilienkäufer im Cyberspace, wie sich zeigt. «Wie bei harten Immobilien bestimmt vor allem die Lage den Preis», bemerken die Raiffeisen-Experten.

Die relative Attraktivität von verschiedenen Landstücken definiere sich in einem Metaverse sehr stark durch das User-Aufkommen in der näheren Umgebung. Also: Je mehr Spieler sich in der Nähe des eigenen Grundstückes im Schnitt aufhalten würden, desto mehr Ertrag könne theoretisch mit der Parzelle generiert werden, was wiederum einen höheren Preis rechtfertigte.

Allerdings, so die Studie weiter, gebe es eben auch grosse Unterschiede zum traditionellen Immobilienmarkt. «Während in der realen Welt Land grundsätzlich ein knappes, beschränktes Gut ist, kann im Metaverse quasi per Mausklick einfach neues erschaffen werden.» Dies etwa in der Spielwelt, in der man investiert ist, oder über die Entstehung immer neuer, konkurrierender Metaverse-Projekte.Ein weiterer Unterschied liesse sich anfügen: Während am Schweizer Immobilienmarkt seit Jahren vor Preisblasen gewarnt wird, und bisher noch nie eine geplatzt ist, sind die Parzellen-Preise im virtuellen Raum seit vergangenem Herbst über eine Klippe gestürzt und darin dem breiten Crash von Krypto-Anlagen gefolgt. In The Sandbox etwa sind bis Ende vergangenen Juni die Preise wieder auf unter 2’500 Dollar gefallen.

Das Spielfeld von risikofreudigen Spekulanten

Für die Bankökonomen steht fest: Die meist noch sehr jungen Metaverse-Projekte seien heute offensichtlich primär das Spielfeld von risikofreudigen Spekulanten. Sowohl seien in der kurzfristigen als auch der längerfristigen Perspektive Immobilien-Investitionen hoch riskant, und Totalverluste auf dem investierten Kapital nicht unwahrscheinlich.

Swiss Payment Forum

Ob die Entwicklung so positiv verlaufen wird, ist auch davon abhängig, ob Bezahlprozesse dort reibungslos ablaufen, Zugang zu Bezahllösungen im Metaverse nahtlos möglich sind und vielleicht sogar traditionelle Zahlungsmittel akzeptiert werden können. Das ist für die Payment-Industrie ein spannendes Thema, mit dem sich auch das Swiss Payment Forum in Zürich am 21. und 22. November befassen wird.

Hier werden aktuelle Paymentthemen wie Instant Payment, DeFi, SWIFT und Krypto-Transaktionen, Secure Swiss Finance Network und die Entwicklung des Metaverse diskutiert. Ein ganz besonderes Highlight ist die Keynote des Zukunftsforschers Lars Thomsen. In seinem Vortrag wird er über die sieben wichtigsten Megatrends der kommenden Dekade und über inkrementelle und disruptive Innovationen sprechen.

Quelle: finews / organisator

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