Polnische Entwickler wollen das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau historisch möglichst akkurat digital rekonstruieren. Per VR-Brille soll man das Lager im architektonischen Ursprungszustand erkunden können.
Mit der 3D-Rekonstruktion will das polnische Real Invented Studio eine “universell verständliche Geschichtsstunde”, welches lange in Erinnerung bleibt, in Form einer VR-Erfahrung schaffen. Die Entwickler glauben, dass diese neue Art von Informationsvermittlung ganz besonders Schüler und Studierende anspricht, aber auch Verbände von Verwandten von Opfern wie auch Wächter von solchen Konzentrationslagern und natürlich auch Museen und öffentliche Institutionen.
Für die Rekonstruktion des Grundrisses und Terrains greifen die Entwickler auf aktuelle Satellitenbilder, Flugaufnahmen alliierter Streitkräfte sowie historische Karten zurück. 3D-Platzhalter für Gebäude und kleinere Objekte sollen nach und nach durch realistische und detaillierte 3D-Modelle ersetzt werden. Dabei helfen Augenzeugenberichte und Lagerfotos von KZ-Wachpersonal.
Teilnehmen in virtuellen Filmen
In einem letzten Schritt wollen die Entwickler sogenannte Szenarien implementieren. Damit sind selbstablaufende Ereignisse gemeint, die das Leben im Lager nachstellen und bei denen man als User beiwohnen kann. Beispiele werden genannt wie der Weg in die Gaskammern (vom Todeszug bis in die Gaswolken), der tägliche Albtraum eines Gefangenen oder Camp number (die Geschichte von Gefangenen, welche ihre Identität abgeben müssen für eine Nummer und so entwürdigt werden).
Die fertige VR-Erfahrung soll neben diesen Szenarien einen Modus für freie Erkundung inkl. Interaktionen mit Objekten sowie die Möglichkeit bieten, sich historische Dokumente und Interviews mit Überlebenden anzusehen.
Auschwitz-Rekonstruktion überführte KZ-Wachmann
Die freie Erkundbarkeit des Lagerareals könnte nicht nur von dokumentarischer Relevanz sein: Eine frühere VR-Simulation des Lagers diente in einem aufsehenerregenden Gerichtsprozess als Beweismaterial, wie wir berichteten. Der 3D-Rundumblick mit der VR-Brille bewies, dass der ehemalige SS-Unterscharführer Reinhold Hanning von seinem Posten aus Zeuge der Verbrechen gewesen sein musste.
Die Entwickler sind derzeit auf finanzielle Unterstützung angewiesen und suchen Sponsoren: Aktuell läuft eine Kickstarter-Kampagne, alternativ kann man auf der offiziellen Internetseite via Paypal oder Bankverbindung für das Projekt spenden. Auf der Facebook-Seite kann man sich ebenfalls auf dem Laufenden halten.