Update, 12. Oktober 2019: Es ist machmal schon erstaunlich, wie gewisse Spielideen plötzlich aus aus dem Nichts erscheinen und das manchmal auch von grossen Studios wie Sony Pictures. Ein solches Beispiel ist «Ground Hog Day: Like Father Like Son», worüber wir schon berichtet haben. Aus der US-Komödie «Täglich grüsst das Murmeltier» folgt nun 15 Jahre später ein witziges Puzzle-Abenteuer für die virtuelle Realität. Aber warum eigentlich? Wir waren im August zu Gast bei Sony und den Entwicklern an der Gamescom. Inzwischen konnten wir das Spiel auch ausführlich testen.
In der Zeitschlaufe gefangen
Der Plot des virtuellen Kultfilm-Nachfolgers ist schnell erzählt. In «Groundhog Day: Like Father Like Son» schlüpft ihr in die Rolle von Phil Connors Jr., dem Sohn von Wettermann Phil Connors aus der Kult-Komödie «Und täglich grüsst das Murmeltier». Er kehrt nach Punxsutawney, Pennsylvania, zurück, um genau wie einst sein Vater in eine Zeitschleife zu geraten. Die Spieler müssen Rätsel lösen und die im Film gezeigte Welt erkunden, um aus dieser Schleife auszubrechen.
«Wir drehen zurzeit keinen neuen ‹Gound Hog Day›-Film», sagt Jake Zim, Senior Vice President der Sony-Pictures-VR-Gruppe gegenüber VR ROOM. Es gehe auch darum, klassische IPs wieder einem neuen Zielpublikum bekanntzumachen. «Damit erweitern wir die Storyline in ein neues Format», so Zim.
Action-Ballerei vs. Geduldsaufgaben
Der erzählerische Part des Abenteuers schien uns damals beim ersten Anspielen eher ein Nebenschauplatz zu sein, weil der Fokus stark auf Dialogrätsel und Minispiele gelenkt ist. So war ich an der Gamescom mit einer Aufgabe konfrontiert, bei der ich mit einer Art «Weltall-Kanone» Kaffeebohnen vom Himmel schiessen musste. Die galt es, möglichst schnell in mehreren aufeinanderfolgenden Salven vom Äther zu holen. Damit nichts danebengeht, muss man aber ein wenig manövrieren. Aus Brettern, die ihr mit dem PS Move Controller umdreht, werden Schanzen und Beförderungshilfen, sodass ihr beliebig weiterballern könnt. So oft, bis es eben klappt. Spezielle Punktabzüge bei mehreren Fehlversuchen hat es keine gegeben. Es geht offensichtlich eher um den Spass an Trial and Error, bis die Aufgabe geschafft ist. Neuversuche habe ich demnach beliebig viele. Nebenbei will das Kaffee-Weltall-Spektakel mit effektvollen Explosionen zum Weitermachen animieren.
Allerdings sind es tatsächlich nicht nur Minispiele, die es in dem Spiel zu lösen gibt. Wie im Film seid ihr in einer Zeitschlaufe gefangen. «I Got You Babe»: Der Ohrwurm von Sonny und Cher erschallt ebenfalls wieder aus dem Radiowecker. Die nächste Ausgabe besteht darin, die Treppe hinunterzugehen und die Familie zum Frühstück zu treffen. Es spielen sich verschiedene Szenen ab, gegen die ihr etwas unternehmen müsst. So müsst ihr zum Beispiel mit einer galanten Wurftechnik die Katze vom Bücherregal verscheuchen, die sich sonst an dem Goldfisch aus dem Aquarium zu schaffen machen würde. Die störrische Nichte, die laut Musik hört und an diesem Tag nicht gut gelaunt ist, könnte, wenn ihr nichts unternehmt, mit dem Auto eures Vaters in die Garage krachen. Sie beruhigt sich anscheinend nur, wenn ihr der guten Dame einen leckeren veganen Smoothie zubereitet habt. Wenn ihr nicht das Fenster öffnet, könnte zudem ein Schneeball von spielenden Kindern die Scheibe zerbersten. Etwas anstrengend: Die Szene wiederholt sich so oft, bis ihr herausgefunden habt, wie die morgendliche Frühstücksprozedur ein glückliches Ende nimmt. Aber es gibt auch laufend neue Dialoge mit neuen Hinweisen. Wie im Film eben. Ihr seid in einer Zeitschlaufe gefangen und müsst etwas dagegen unternehmen.
Bewährte Konzepte, die funktionieren
Die Minispiele sind teilweise wegen des Trackings ein bisschen anstrengend. Das war offenbar nicht nur beim ersten Anspielen an der Gamescom der Fall. Bei einem weiteren Puzzle ging es darum, eine Kaffeemaschine von innen zu reparieren. Das krepierte Rohrleitungssystem kann das Wasser nicht mehr richtig befördern. Ungeachtet des Berufsrisikos einer fehlenden Klempnerausbildung wird euch bei dem überdimensional grossen Kaffee-Apparat sogleich die Aufgabe zuteil, diverse Rohrteile umzuschalten und Teilstücke einzufügen, damit die Grütze wieder richtig fliesst. Das hat mich stark an das Neunzigerjahre-Kult-Game «Pipe Mania» erinnert und in mir ein paar Nostalgiegefühle sprudeln lassen. Dennoch hat sich das Studio auch einiges einfallen lassen. Einmal dürft ihr zur Abwechslung auch ein paar grosse Tiergestalten haarscharf entlang der Konturen mit Sprayfarbe befüllen und müsst aufpassen, dass ihr nicht danebenkleckert.
An der Gamescom war die Rede von «einigen Stunden» Puzzle-Spass. Raúl Rubio, der CEO des Entwicklerteams von Tequila Works prophezeite uns, dass sich Spieler und Fans zudem auf mindestens acht Stunden narrativen VR Content freuen können. Das Drehbuch mit den Dialogen sei sogar fast 600 Seiten dick gewesen. Das Game sei aber nicht einfach aus dem Nichts geboren worden, so Rubio. Begonnen habe man mit der Entwicklung schon vor gut zwei Jahren.
Raúl Rubio von Tequila Works versichert auch, dass das Spiel mit der Zeit auch schwieriger werde und sich gewisse Rätsel mit neuen Umgebungseffekten wiederholen: also ein bisschen wie im Film, in welchem Phil Connors jeden Tag auf Neue mit ähnlichen Alltagsproblemen konfrontiert ist.
An der Gamescom trafen wir unter anderem Raúl Rubio, den CEO und Creative Director bei Tequila Works (ganz links im Bild). Ich durfte das Spiel schon antesten.
Fazit
FazitPRO
- Lustige, unterhaltende Dialoge und Charaktere
- Detailreichtum mit vielen interaktive Objekten
- Gutes Story Script, gute Spielidee
CONTRA
- Minispiele, die besser nicht existieren sollten
- Schlechtes Tracking der beiden Move Controller
- Sich wiederholende Szenen können nach dem fünften Mal langweilig werden.