Wie schade! Der Schweizer Reiseveranstalter Hotelplan Suisse bricht den Einsatz von Virtual-Reality-Brillen in seinen Reisebüros ab.
«Leider war zu wenig Content vorhanden. Zwar konnte man sich beispielsweise virtuell durch ein Kreuzfahrtschiff bewegen, doch für viele andere Reiseerlebnisse
fehlten die Inhalte.» Das habe schliesslich zum Teil zu «Frustration bei den Kunden und auch bei Reisebüromitarbeitenden» geführt. Das ist das Statement zum VR-Aus bei Hotelplan.
Im Herbst 2017 wurden die VR-Brillen testweise in zehn Hotelplan-Filialen eingeführt, wie wir berichteten, danach wurde der Service auf 32 Hotelplan-, Travelhouse- und Globus-Reisen-Filialen ausgeweitet. Aktuell, heisst es bei Hotelplan, würden die VR-Brillen nur noch an Events und Messen verwendet, jedoch nicht mehr in den Filialen.
Was vor zwei Jahren nach Zukunftsmusik klang, hat sich heute bei Hotelplan Suisse «ausgehyped». Der Einsatz der VR-Brillen hätte zwar bei einzelnen eine Zusatzbuchung generiert, doch es sei auf bescheidenem Niveau geblieben, wie Prisca Huguenin-dit-Lenoir, Mediensprecherin Hotelplan Suisse, sagt. «Die VR-Brillen waren vor allem ein Gadget, also ein zusätzlicher Kanal, um Reisen zu verkaufen. Aber am Ende fehlte der Content – dieser ist teuer zu produzieren, da man die Bilder mit speziellen Kameras aufnehmen muss. Wir haben festgestellt, dass die Brillen so für die Reisebuchung nicht markant mehr gebracht haben.»
Kontiki setzt weiterhin auf VR – Kuoni hat ein Pilotprojekt am laufen
Die anderen Schweizer Veranstalter teilen diese Meinung nicht – oder sind sich noch nicht schlüssig: Bei DER Touristik testen 15 Kuoni-Reisebüros seit Herbst 2018 in einem Pilotprojekt und «im Bewusstsein um die herausfordernde Datenlage» Virtual-Reality-Brillen. «Die entsprechenden Erfahrungen werten wir derzeit aus, ein Entscheid zu einer möglichen Einführung ist noch nicht gefallen», sagt Markus Flick, Mediensprecher DER Touristik Suisse.
Auch Kontiki setzte 2017 in einem Test erstmal auf VR, wie wir berichteten, und stellte den Kunden während vier Wochen 50 VR-Brillen zur Verfügung. Das Fazit lautet heute: «Bei uns kommt die VR-Brille vor allem an den Ferienmessen oder an Infoveranstaltungen zum Einsatz, um den Kunden die Atmosphäre vor Ort näher zu bringen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Ausflüge wie mit dem Hundeschlitten oder auf Schneeschuhtouren eindrücklich mit der VR-Brille vermittelt werden. Die Unmittelbarkeit des Erlebnisses begeistert und erstaunt die Kunden besonders.» Dass der Ferienmessestand jeweils gut besucht sei, liege aber nicht unbedingt an der VR-Brille, wie Nadja Hänni, Project Manager Marketing bei Kontiki, erklärt.
Aber klar ist: «Wir werden die VR-Brillen auch in Zukunft im Verkauf und an Events einsetzen und den Content weiter ergänzen, dies in erster Linie mit Produktionen von Partnern und nur punktuell mit eigenen Produktionen. Unser Fokus liegt momentan vor allem auf Kurzfilmen, die unsere Mitarbeiter auf Reisen in den Destinationen drehen und selber schneiden.»
Die Aufgabe des VR-Content sei einerseits die eindrückliche Vermittlung von Erlebnissen in Form eines 360°-Filmes. Andererseits soll er dem Benutzer die Atmosphäre einer Feriendestination näherbringen. Ausserdem stehe und falle der Content mit der Qualität der enorm aufwändigen Produktion. «Die Technik des 360°-Bewegtbildes steckt immer noch in den Kinderschuhen, da werden wir die Entwicklung sicher weiter beobachten.»
Quelle: Handelszeitung / Travelnews