Nach Zalando kommt Amazon. Kleider kaufen scheint immer einfacher zu werden. Das vor kurzem erteilte US-Patent zeigt, dass Amazon an einem Mixed-Reality-Spiegel arbeitet, mit dem Nutzer Kleider anprobieren können, ohne sich umziehen zu müssen.
Wir haben uns ja bereits im Februar 2017 in einem Beitrag gefragt: Ist das die Zukunft des Shoppings? Bereits damals gab es verschiedene Systeme, mit denen man Kleider mit Hilfe der VR oder AR ganz einfach, ohne sich umziehen zu müssen, anprobieren konnte. Mit dem Patent von Amazon drängt nun aber ein grosser Player auf den Markt. Neu am Amazon-Patent ist, dass das Unternehmen einen echten Spiegel nutzt, mit dem reale Reflektionen in die Mischrealität einbezogen werden.
Von ziemlich bis total virtuell
Das Patent beschreibt einen Spiegel, hinter dem ein Bildschirm verbaut ist. Der Spiegel ist lichtdurchlässig, sodass Bilder des dahinterliegenden Displays hindurchscheinen. So entsteht auf der Oberfläche des Spiegels eine Mischrealität aus natürlicher Reflektion und digitaler Projektion. Im Rahmen verbaute 3D-Sensoren erfassen den Nutzer und sorgen für einen fliessenden Übergang zwischen realer und digitaler Bildinformation.
Eine dem Patent beiliegende Zeichnung zeigt ein Anwendungsbeispiel: Ein Mann steht vor einem Spiegel und erscheint auf dessen Oberfläche in seiner normalen Kleidung innerhalb einer digital projizierten Strandlandschaft.
Der umgekehrte Fall wäre ebenfalls denkbar: Der Spiegel würde die reale Umgebung reflektieren und stattdessen den Kunden in Badehosen zeigen. Oder man kombiniert beide Szenarien: Der Kunde könnte sich in seiner normalen Kleidung vor den Spiegel stellen und würde mit Badehosen an einem Strand erscheinen.
Amazon baut das Modegeschäft aus
Im Oktober kaufte Amazon das New Yorker Startup Body Labs, das sich auf automatisierte Erstellung von 3D-Modellen des menschlichen Körpers mittels Tiefensensoren und spezieller Algorithmen spezialisiert hat. Ein Mixed-Reality-Spiegel könnte künftig in Offline-Filialen des Unternehmens stehen, die auch in Deutschland geplant sind. Weil der Spiegel die Kleidung digital auf den Körper des Nutzers projiziert, müsste die Ware nicht mehr im Laden ausgestellt werden.
Amazon sieht grosses Wachstumspotenzial im Handel mit Kleidung und investiert in eigene Modemarken. Auch unsere Schweizerische Textilfachhochschule sieht das so und titelte schon im letzten Jahr: Die Transformation hat längst begonnen, wie wir berichteten.
Quelle: Vrodo