Ein virtueller Einblick ins Blindsein

Wie in unserem Preview angekündigt, fand gestern Abend die Premiere von Notes on Blindness im We Are Cinema statt. Im Club Icon, zugehörig zum Restaurant TAO, angekommen bat uns die Betreuerin unten in der Lounge Platz zu nehmen, bis die 20:00 Uhr Vorstellung beginne. Punkt  8 Uhr standen wir wieder oben auf der Matte und mussten nicht mal ein Ticket vorweisen. Dafür wurden wir gebeten, uns einen Snack heraus zu suchen – zur Auswahl gab es von Schokoriegel bis zu Popcorn und Chips alles, was das Herz oder eher was die Geschmacksnerven begehren. Ein netter kleiner Zusatz.

Gute Betreuung

Die Dame bat uns dann auf einem der Drehstühle Platz zu nehmen und erklärte sehr detailliert den Ablauf und wie die VR-Brillen funktionieren. Anscheinend gab es bei den zwei Vorstellungen vorher einige technische Probleme. Die Geräte würden sehr schnell überhitzen. Wenn dies in den ersten 15 Minuten geschähe, könne sie den Film neu starten. Ansonsten würde sie die Personalien aufnehmen und man würde eine Lösung finden – entweder ein neues Ticket oder Geld zurück. Klingt fair. Und um es vorweg zu nehmen; bei dieser letzten Vorstellung an dem Abend gab es keine grösseren technischen Pannen.

Nachdem alle die Brille aufgesetzt hatten, ging die Betreuerin nochmals herum und schaute, ob alles klar war und erinnerte einige daran, sich auch zu drehen oder mal nach unten und oben zu schauen.

Eine emotionale, eindrückliche Geschichte

Mit etwas Übung, was VR Tools anbelangt, kam ich schnell zum Start. Ich wählte die Sprache (Deutsch – Englisch – Französisch) und startete die Anwendung. Während knapp 45 Minuten hörte ich die unbekannte, schöne zum Teil auch angsteinflössende akustische Welt von John Hull, der 1983 erblindete. Die Erzählung war sehr anschaulich und emotional geladen. Man konnte sich rein vom Erzählten schon sehr gut in die Welt eines Blinden hinein versetzen. So leuchtet mir zum Beispiel ein, dass ein Blinder eigentlich nur Aktivitäten hört. Und das Regen viel schöner klingt als Schnee.

Eine wunderschöne virtuelle Welt

Aber auch die mystischen Bilder in der 360° virtuellen Welt waren wunderschön. Die Macher haben mit sehr viel glitzernden Konturen gearbeitet, so dass man die Gegenstände oder Menschen nicht völlig klar sehen konnte, aber doch als solche wahrnahm. Durch die akustische Erzählung wird der Zuschauer begleitet und es wird immer mal wieder darauf hingewiesen, wo man vielleicht etwas Neues entdecken kann.

Spannende Interaktion

Während der Vorstellung müssen die Zuschauer selbst aktiv werden, denn Notes on Blindness ist ein interaktives Virtual Reality Projekt. So kann man über das Touchpad an der Brille Wind erzeugen. Durch den Wind werden Federn eines Vogels nach vorne gewirbelt und durch das werden Konturen einer Schaukel und von mehreren Bäumen sichtbar. Für mich war dies der eindrücklichste Effekt und zugleich waren es die schönsten Bilder im ganzen Film.

Auch kann man die Fussspuren verschwinden lassen oder Gegenstände aktivieren, indem man sie mit dem Blick fixiert. Die Zuschauer werden durch einen kurzen, einfachen Text angewiesen, dies zu tun, so dass die Betreuerin keine weiteren Anweisungen geben muss, sofern alles Technische funktioniert.

Mit all diesen Eindrücken gingen die knapp 45 Minuten herum, wie im Flug. Am eindrücklichsten erlebt man die virtuelle Welt mit Notes on Blindness aber sowieso selber. Die weiteren Vorstellungen und mehr Infos findet man auf We Are Cinema.

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