Niemand kennt den Tod. Ein australischer Künstler versucht im Rahmen einer Ausstellung trotzdem das Sterben mittels Virtual Reality (VR) zu simulieren. Ein Neurologe warnt jedoch: So eine Erfahrung ist nicht für jeden geeignet.
Wie sich der eigene Tod anfühlen könnte, können Besuchende der National Gallery of Victoria in Melbourne erleben. In der Installation Passing Electrical Storms des Künstlers Shaun Gladwell wird mittels Extended Reality (XR) der eigne Herzstillstand im Krankenhaus simuliert.
«Meditativ und verstörend zugleich führt das interaktive Werk Teilnehmer durch ein simuliertes Ableben, vom Herzstillstand zum Hirntod», heisst es in dem Programm zur Ausstellung. Dazu legen sich Besucher auf einen OP-Tisch, der im Rhythmus des Pulses vibriert. Sie bekommen eine VR Brille aufgesetzt und werden an einen Herzmonitor angeschlossen. Durch die Brille sieht man dann ein holografisches Bild des eigenen Körpers. Ärzte versuchen, diesen wiederzubeleben, während man selbst davonschwebt.
Dadurch, dass man sich teilweise selbst auf dem Tisch liegen sieht, geht das Erlebnis über die reine Virtual Reality hinaus – deshalb Extended Reality. Den Angaben des Museums zufolge stehen Mitarbeiter bereit, um die Besucher aus der Simulation zu holen, sollte ihnen die Erfahrung zu viel werden.
Ein Besucher erzählt
«Es bringt einen dazu, darüber nachzudenken, was nach dem Tod passiert. Man bekommt ein Gefühl für das Ausmass der beiden Universen – innerhalb und ausserhalb unseres Körpers», erzählt ein Besucher namens Marcus Crook der “New York Post”. Gleichzeitig könne er aber auch verstehen, warum die Simulation bei manchen Menschen Angst und Panik auslöse. Er selbst habe sich etwas überwältigt gefühlt, sei aber insgesamt fasziniert von Gladwells Kunst.
Erlebnis kann schwere Krise auslösen
Bernd Roggenwallner hält das XR-Erlebnis für nicht ganz ungefährlich. «Bei psychisch gestörten Menschen kann die Erfahrung auch zu schweren Krisen führen», sagt der Facharzt für Neurologie. Für andere sei es dagegen einfach ein interessantes Erlebnis. Roggenwallner glaubt derweil jedoch nicht daran, dass die VR-Brille das Sterben wahrheitsgetreu spürbar macht. «Sie simuliert einer Dissoziation, also eine Trennung von Körper und Geist im Moment des Todes.» Das werde von Menschen mit Nahtod-Erlebnissen immer wieder berichtet, wissenschaftlich nachgewiesen sei das jedoch nicht.
Quelle: ntv