Mit dem Metaverse entsteht eine neue Welt, die ein grosses Potential für den innovativen Einzelhandel mit sich bringt.
Das Metaverse ist kein fertiges Produkt, vielmehr ist es ist gerade daran, zu entstehen und zu wachsen – und noch ist unklar, wie es sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiterentwickeln wird. Unternehmen gestalten diese Welt ebenso mit wie die Benutzenden, die durch Interaktion Einfluss nehmen. Sicher ist schon jetzt, dass insbesondere der Detailhandel vom Metaverse profitieren wird, indem Unternehmen darin ihr Kerngeschäft stärken oder ausweiten. Es werden neue Verkaufsorte generiert, neue Zielgruppen erreicht und neue Produkte angeboten. Insgesamt rechnet McKinsey für das gesamte Metaverse bis 2030 mit einem Markt von 5 Milliarden Dollar. Davon soll gemäss Schätzungen mehr als die Hälfte durch E-Commerce generiert werden.
Erste Shops im Metaverse – auch Schweizer Brands bereits dabei
Um die aktuellen Trends und die künftigen Möglichkeiten des Metaverse aufzuzeigen und Know-how auszutauschen, führte die Trendplattform Future Retail Switzerland im November die Future Retail Conference durch. SAP amtet als Host des Events. Die Frage «Wie revolutionieren Digitalisierung und das Metaverse den Detailhandel?» stand thematisch im Zentrum, aber auch Use Cases, konkrete Beispiele und potenzielle Szenarien wurden vorgestellt und diskutiert. Diverse Unternehmen bekunden denn auch reges Interesse für Aktivitäten im Metaverse.
Einzelne sind bereits in der neuen, virtuellen Welt vertreten. So etwa Ralph Lauren, H&M oder die Uhrenmarken Beyer und Breitling, aber auch Jelmoli ist im Metaverse aktiv. So hat das älteste Warenhaus der Schweiz eine Kleiderkollektion exklusiv in einer Metaverse-Fashionshow vorgestellt, wie wir berichteten.
Reale und virtuelle Produkte
Die in Metaverse-Shops gekauften Produkte können einerseits real zum Kunden nach Hause geschickt oder virtuell genutzt werden. Der persönliche Avatar im Metaverse soll schliesslich dieselben Kleider anziehen und die neu erworbene exklusive Uhr am Handgelenk ebenso tragen wie sein reales Vorbild. Das Uhrengeschäft Beyer bietet solche virtuelle Uhren für Avatare an. Uhrenhersteller Breitling wiederum will jede Uhr per Blockchain und NFT eindeutig identifizieren und dadurch die Garantie bestätigen. Auf diese Weise schützt man sich vor Fälschungen, kann gestohlene Uhren ausfindig machen und weiss bei jedem Modell, wann, wo und von wem es verkauft worden ist.
Verbessertes Kundenerlebnis
Nicht nur die Händler, sondern auch Kundschaft profitieren beim Handel im Metaverse – vor allem durch eine verbesserte Customer Experience. Obwohl der physische Besuch im Laden nicht notwendig ist, können per VR Brille realistische Erfahrungen im Shop gemacht werden. Während Avatare, AR und VR in der Gaming-Welt bereits etabliert sind, sind diese Technologien für den Einzelhandel noch ganz neu.
Das Metaverse ist nicht von der realen Welt abgeschnitten, sondern damit verflochten. Ähnlich wie mit AR entstehen sowohl für Anbieter als auch für Konsumenten Verbindungen zwischen den Welten. Die in 3-D visualisierte Welt bringt durchaus Shopping-Vorteile: Anders als beim herkömmlichen Onlineeinkauf können Kleider nicht nur auf Bildern betrachtet, sondern per Avatar anprobiert werden. Schliesslich hat der Avatar die exakt gleichen Körpermassen wie sein reales Ebenbild und man verspricht sich dadurch weniger Rücksendungen.
«Eine wichtige Grundlage für eine erhöhte Kundenakzeptanz und Monetarisierung des Marktes ist ein sicherer und einfacher Zahlungsprozess mit Kryptowährungen», sagt Thomas Mayr, Industry Advisor für Consumer Products & Retail bei SAP Schweiz. Worldline, einer der weltweit grössten Zahlungsabwickler, bietet in Zusammenarbeit mit Bitcoin Suisse bereits ein Krypto-Zahlungsprodukt für eCommerce und PoS, aber auch fürs Metaverse an. «Auch Paypal, Visa und Mastercard arbeiten daran, Kryptozahlungen über ihre Infrastruktur zu ermöglichen.»
Ein Metaverse oder mehrere Metaverses?
«Für eine ausgedehnte Shopping-Tour durch verschiedene Läden im Metaverse bedarf es einer gut funktionierenden Interoperabilität, also der Möglichkeit, verschiedene Angebote, Räume und Nutzungsarten zu verbinden», sagt Thomas Mayr. «Das Ziel ist eine nahtlose Experience, in der Konsumenten ihre Avatare, digitalen Vermögenswerte und Währungen von einer Plattform zur anderen bringen können.» Diese Durchgängigkeit werde denn auch eine der grössten Herausforderungen im Metaverse. Zwar gibt es bereits verschiedene Metaverse-Plattformen wie Decentraland, Horizon Worlds oder Roblox, doch wird es wahrscheinlich noch Jahrzehnte dauern, bis ein einheitliches Metaverse entsteht.
Quelle: computerworld