Test: Ace Combat 7 (VR)

Beinahe ein Vierteljahrhundert nach dem Serienstart im Jahr 1995 schickt Bandai Namco seine Action-Flugsimulation «Ace Combat» auf PS4, Xbox One und PC ins Rennen. Die Japaner haben manches wiedergutzumachen und scheinen dabei aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben und greifen sogar die VR-Technik exklusiv auf der Sony-Konsole auf. Kann das neue Abenteuer auf Basis der Unreal Engine 4 technisch, spielerisch und vielleicht sogar erzählerisch glänzen? Die Antwort erfahrt ihr in unserem Test.

Einst auf der ersten PlayStation gestartet, laden Bandai Namco und Project Aces Liebhaber arcadiger und actiongeladener Flugsimulationen in «Ace Combat 7: Skies Unknown» erstmals auf der aktuellen Konsolengeneration zum Schlagabtausch über den Wolken ein. Dort greift ihr nicht nur in einen erbitterten Krieg zweier verfeindeter Seiten ein und liefert euch packende Luftduelle mit überlegenen Drohnen und feindlichen Elitepiloten. Ihr erlebt den Konflikt auch erzählerisch in einer besonderen Art und Weise, wie sie wohl nur von einem Entwicklerstudio aus Japan kommen kann. Doch weshalb genau kann die langjährige Spielereihe mit «Ace Combat 7» eigentlich das lang ersehnten Revival feiern, was macht das Spiel gut und was weniger? Wir haben uns für euch auf beiden Konsolen, inklusive des PS4-exklusiven VR-Modus in die Schlacht gestützt und verraten euch, wann ihr zugreifen solltet – und wann vielleicht nicht.

Zurück nach Osea

Während der letzte reguläre Serienteil «Ace Combat: Assault Horizon» ausnahmsweise an realen Schauplätzen auf der Erde spielte, geht es mit «Skies Unknown» nun wieder zurück in die fiktive Erdenwelt Strangereal. Genauer gesagt landet ihr auf dem Kontinent Osea, der bereits in «Ace Combat 5» eine zentrale Rolle spielte. In «Ace Combat 7» kämpft ihr auf der Seite der Oseanischen Föderation, die sich dem Angriff der Einheiten des Königreichs Erusea entgegenstellen. Erwartungsgemäss weist die in Form aufwändiger Filmsequenzen inszenierte Handlung jede Menge Pathos sowie viele typische Elemente japanischer Spiele auf.

So erscheint später etwa ein Gegenspieler der Oseanischen Föderation auf dem Schlachtfeld, der wohl nicht zufällig ein bisschen an den gealterten Solid Snake auf der «Metal Gear»-Reihe erinnert. Trotz seines Alters ist der Mihaly genannte Elitepilot einer von nur wenigen Menschen, die sich noch hinter den Steuerknüppel klemmen. Das Königreich Erusea setzt im Kampf nämlich vorwiegend auf Drohnen, was wohl irgendwie die vor allem im letzten Irak-Krieg losgetretene Diskussion um den Einsatz unbemannter Kampfeinheiten aufgreifen soll.

Spannend ist die Geschichte aber in jedem Fall, und das obwohl (oder vielleicht auch gerade weil) die Zwischensequenzen die Handlung aus einer ganz anderen Perspektive zeigen als der des Trigger genannten Jetpiloten, in dessen Rolle ihr schlüpft. Im Zentrum der Geschichte steht nämlich die der jungen Avie, deren Vater in einem früheren Konflikt zwischen Osea und Erusea als Kampfpilot sein Leben verlor. Nach einem Vergehen landet sie als Gefangene in einem oseanischen Gefängnis und gewährt in den Cutscenes Einblicke in die politischen Hintergründe des erneut aufbrausenden Krieges, eingebetteten in ihre persönliche Geschichte.

Obwohl die Handlung selbst leicht hanebüchen ist, wirkt sie dennoch glaubwürdig. Das liegt auch daran, dass Entwickler Project Aces geschickt digitalisierte Videoaufnahmen mit am Computer erstellten Elementen verknüpft. Ohne Notizen mögen uns dabei zwar letztlich nicht allzu viele Details im Gedächtnis geblieben sein. Gerade «Ace Combat»-Fans sollten die Zwischensequenzen aber ähnlich wie wir mit Interresse verfolgen. Interessiert euch die Handlung so gar nicht, ist das auch kein Problem, denn jede Handlungssequenz dürft ihr auf Wunsch ohne Umschweife überspringen und euch direkt in die Action stürzen.

Abwechslungsreiche Missionen

Die Missionen in «Ace Combat 7: Skies Unknown» absolviert ihr in der Rolle des Piloten mit dem Codenamen Trigger in linearer Abfolge. Wie bereits in den Vorgängern bestehen die durchschnittlich 15- bis 25-minütigen Einsätze aus mehreren geskripteten Phasen. So erfolgt in der ersten etwa der Angriff feindlicher Jets, die ihr allesamt innerhalb eines bestimmten Zeitlimits abschiessen müsst. In Phase 2 taucht dann etwa eine Nachhut in Form von Bombern auf, die ihr vor Erreichen des Zielorts neutralisieren müsst – optional sammelt ihr Zusatzpunkte durch den Abschuss der Jets, die den Bombern Geleitschutz geben. Das Zeitlimit, das euch mal mehr, mal weniger unter Druck setzt, gilt manchmal aber auch für den Abschuss einer bestimmten Menge an feindlichen Einheiten in der Luft oder am Boden. Dort gilt es vor dem Ablauf des Timers ein Minimum an Punkten zu sammeln, wobei der Abschuss jedes Feindtyps eine unterschiedlich hohe Ausbeute bringt.

Es erwarten euch aber bei weitem nicht nur normale Luftkämpfe. In einer Mission müsst ihr etwa einen sogenannten Weltraumlift, der in feindliche Hände geraten ist, wieder unter eure Kontrolle bringen. Bevor am Lift selbst der Angriff auf die Verteidigungseinrichtungen am Boden beginnt, müsst ihr euch zunächst durch die vom Radar nicht abgedeckten Areale dorthin schlängeln. An anderer Stelle müsst ihr eine Reihe von Bodenstationen vernichten. Die liegen allesamt oberhalb einer dichten Wolkendecke auf Hügeln. Allzu lang dürft ihr euch jedoch nicht über dem Wolkenschleier bewegen, da ihr anders als sonst dem dann erfolgenden Raketenbeschuss nicht so leicht durch Ausweichmanöver oder das Abfeuern von Täuschkörpern entkommen könnt.

In einem anderen Auftrag wiederum gebt ihr einem verbündeten Transportflugzeug Geleitschutz, schaltet Raketentürme am Boden aus und wehrt weitere Angriffe aus der Luft ab. Besonders spannend wird es etwa bei der ersten Begegnung mit Mihaly, den ihr mitten durch ein Gebiet mit hohen, spitzen Felsen verfolgt. Zu allem Überfluss liegen die Formationen teils in dichtem Nebel und von Gewitterwolken umgeben. Werdet ihr, was leider kaum vermeidbar ist, von einem Blitz getroffen, setzen eure Raketenwarnfunktion, euer Radar und auch eure Zielunterstützung vorübergehend aus. Das sorgt für zusätzliche Spannung, führt aber manchmal auch zu unnötigen Problem im Zusammenhang mit anderen Elementen der Spielmechanik.

Viel Können, viel Zufall

Obgleich die Missionen jede Menge Abwechslung bieten, spielt oft nicht bloss das Können, sondern auch der Zufall eine grosse Rolle. Denn am bewährten, arcadigen Flugverhalten der Jets ändert sich im Vergleich zu den Vorgängern kaum etwas. Beeinflussen könnt ihr es nur in ein paar wenigen Details, wobei der Wechsel zwischen der normalen und der sogenannten Experten-Variante den grössten Einfluss hat.

Einfach ausgedrückt unterbindet die normale Variante eine seitliche Rolle mit dem Stick. Diese Einschränkung macht es jedoch Einsteigern wesentlich leichter, die Kontrolle zu behalten und nicht unfreiwillig das Gefühl dafür zu verlieren, wo oben und unten ist. Die Zufälligkeit, die über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, entsteht unabhängig davon vor allem aufgrund der schwankenden KI. Die vollführt mal übertrieben gekonnte Flugmanöver und entgeht so einem Treffer. In anderen Situationen schiesst man auch mal einen Gegner nach dem anderen vom Himmel, selbst wenn man aus ungünstigen Positionen eine Rakete auf sie abfeuert.

Da ihr mit reichlich Munition in eine Mission startet, ist nicht ständig die Rückkehr zum letzten Checkpoint erforderlich, wenn der Timer abläuft. In Missionen, in denen ihr Verbündete vor dem Abschuss bewahren müsst, sieht das jedoch anders aus – und zwar quasi unabhängig davon, welchen der drei Schwierigkeitsgrade ihr zu Beginn wählt. Diese Stufe beeinflusst nämlich in erster Linie den Schaden, der bei euch entsteht. Ändern dürft ihr den Schwierigkeitsgrad in der laufenden Kampagne unsinnigerweise übrigens nicht. Für Abhilfe aber sorgt das spielinterne Freischalt- und Upgradesystem.

Pimp My Jet

Zu Beginn der Kampagne habt ihr lediglich Zugriff auf eine F-16, die standardmässig mit MG, Luft-Luft- und einer von euch zu bestimmenden Art von Spezial-Raketen ausgestattet ist. Mit in den Missionen verdienten Punkten, die ihr durch besonders schnelle respektive effektive Kämpfe erhöht, schaltet ihr aber weitere Flugzeuge, Waffen und universell auf die Jets anwendbare Upgrades frei.

Zwingend erforderlich sind etwa Raketen für die F-18, die besonders viel Schaden bei Schiffen anrichten, zwar nicht. Sie können euch aber einen grossen Vorteil in bestimmten Missionen bringen. Für die passiven Upgrades, von denen ihr bis zu acht jedem beliebigen Kampfflugzeug oder Mehrzweckkampfjet hinzufügt, gilt dasselbe. Mit ihnen erhöht ihr etwa den Schaden oder die Zielsuchfähigkeit eurer Raketen. Durch andere verbessert ihr die Zielgenauigkeit eures Bord-MGs, erhöht das Manövriervermögen eures Flugzeugs oder reduziert die Auswirkungen beim Durchfliegen von Wetterwolken im Rahmen des neuen Systems in «Ace Combat 7». Wetter und Wolken beeinflussen hier nämlich nicht nur das Flugverhalten und provozieren einen schnelleren Strömungsabriss. Euer Cockpitdach kann auch vorübergehend vereisen, was empfindlich eure Sicht, aber eben nicht zuletzt auch das Flugverhalten negativ beeinflusst.

Das Upgradesystem gibt «Ace Combat 7» zwar auch einen künstlichen Touch, da die Punktausbeute jedoch ausreichend hoch ist und kaum bis gar nicht zu Grinding führt, fällt die Motivation sehr hoch aus. Hier und dort könnte man sich die Reihenfolge, in der Flugzeuge wie die A-10 Thunderbolt II, besser bekannt als Warthog, die F-35 oder die noch nicht offiziell bei der russischen Luftwaffe eingeführte Su-57 vorstellen. Aber genau diese Jets sind es, die wohl jeder am Ende fliegen möchte. Da jedes Flugzeug und jede Waffe spezielle Eigenschaften besitzt und ihr frei entscheidet, mit welchem davon ihr an den Start geht, fällt auch der Wiederspielwert der Missionen recht hoch aus – hinzu kommt der Antrieb, sein Bestergebnis in einem weiteren Anlauf noch zu steigern.

Stark, aber dünn: der VR-Modus

Während «Ace Combat 7: Skies Unknown» im Grossen und Ganzen auf PC, Xbox One und PS4 inhaltlich identisch ist, kommen PSVR-Besitzer auf der Sony-Konsole zusätzlich in den Genuss des VR-Modus. Die ausschliesslich aus der Cockpit-Perspektive spielbare Variante (ansonsten wechselt ihr frei zwischen Cockpit, Aussenperspektive und Frontkamera) glänzt dabei mit einem fantastischen Mittendringefühl. Wie Maverick und Goose im 80er-Streifen «Top Gun» drehen wir hier tatsächlich den Kopf im Cockpit, um einen gerade an uns vorbei rasenden feindlichen Jet im Auge zu behalten. Sehr gut zur Geltung kommt die immersive Rundumsicht aber auch bereits vor dem eigentlichen Start. So wird in Mission 2 etwa unsere Basis attackiert. Während wir zur Startbahn rollen feuern Flugabwehrpanzer ihre Salven auf die Angreifer ab. Nur wenige Meter entfernt von uns geht einer unserer Bomber brennend zu Boden.

Würde die gesamte Kampagne auf der PS4 in VR spielbar sein, läge uns die Vergabe einer deutlich höheren Bewertung wohl nicht fern – und das obwohl die Missionen in Teilabschnitten übertrieben auf knifflig getrimmt sind. Bedauerlicherweise umfasst der VR-Modus jedoch lediglich drei spielbare Missionen, die euch bestenfalls 60 bis 90 Minuten beschäftigen werden. Dort schaltet ihr, falls ihr die geheimen Voraussetzungen erfüllt, maximal vier verschiedene Jets frei. Ansonsten gibt es nur noch einen freien Flugmodus in jedem der drei Gebiete sowie einen Flugschaumodus, in dem ihr auf einem Flugzeugträger aus manuell wählbaren Positionen heraus Kunstflugmanöver beobachten dürft. Trotz des geringen Umfangs ist das definitiv ein wertvoller Bonus für PSVR-Besitzer. Unterm Strich aber muss man dennoch beklagen, dass das hohe VR-Potenzial von «Ace Combat 7» hier allenfalls angetastet wird.

Alles unreal, oder was?

Mit «Ace Combat 7: Skies Unknown» setzt Bandai Namco erstmals in der Seriengeschichte auf die Unreal Engine. Alles mag Entwickler Project Aces dabei vielleicht nicht aus dem technischen Unterbau der Schöpfer von «Gears of War» oder «Fortnite» herausholen, sorgt jedoch insbesondere mit den tollen Explosionen und Wettereffekten für einen absolut zeitgemässen Auftritt der Reihe. Besitzer eines 4K-Fernsehers kommen dabei aber auch auf der PS4 Pro oder der Xbox One X nicht in den Genuss nativer Auflösungen jenseits von 1080p. Zudem spart Project Aces, wie auch in den Vorgängern, eindeutig stärker als nötig bei der Qualität der Umgebungstexturen. So matschig die aber auch teilweise sein mögen, fallen sie letztlich kaum ins Gewicht. Denn das, was in den Kämpfen im zentralen Blickfeld ist, also die Flugzeuge oder auch die Wolken, können sich sehen lassen. Auch dichte Sandstürme knapp oberhalb der Erdoberfläche, auf denen wir in einer Mission Jagd auf flüchtende Tanklaster machen, sind visuell über die gröbsten Zweifel erhaben.

Nennenswerte Unterschiede zwischen den Versionen für PS4 Pro und Xbox One X gibt es dabei übrigens nicht, weder grafisch, noch was die absolut einwandfreie, stets flüssige Performance angeht. Im VR-Betrieb auf der PS4 muss man wie üblich gewisse Einschränkungen hinnehmen. Anders als in einigen anderen PSVR-Toptiteln der letzten Monate fallen in «Ace Combat 7» Treppcheneffekte und Kantenflimmern stärker aus, allerdings nicht in einem Masse, dass der an sich erhöhten Immersion abträglich wäre. Ob «Ace Combat 7» im Mehrspieler-Modus, der mit Team-Deathmatch und einer (weshalb auch immer) «Battle Royale» getauften Deathmatch-Variante ähnlich gut performt wie in der Kampagne, konnten wir mangels Mitspielern (die Server funktionierten bereits) zum Testzeitpunkt noch nicht klären.

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