China prüft Loyalität von Parteimitgliedern mittels Virtual Reality

Im Kampf gegen Dissidententum und Korruption erprobt die chinesische Regierung ungewohnte Mittel. Parteimitglieder in den Städten Qingyang und Binzhou wurden einem Loyalitätstest unterzogen – in der Virtual Reality.

Die Parteimitglieder wurden auf ihren “Dangxing” (Deutsch: Parteigeist) geprüft. Dangxing-Tests sollen die politische Tauglichkeit und den Willen des befragten Subjekts offenlegen, dem chinesischen Volk und der Partei zu dienen.

Laut der chinesischen Tageszeitung Global Times mussten die Parteimitglieder mit VR-Brille und Controller einen virtuellen Raum betreten und knapp 30 Fragen beantworten. Der Fragebogen drehte sich um Parteitheorie, die politische Lebensführung der Parteimitglieder und die “Pionierrolle” der Partei. Die Teilnehmer wurden beispielsweise gefragt, ob sie im Falle eines nicht-korrupten Verhaltens Nachteile befürchten. Die richtige von fünf möglichen Antworten lautet: “Nein”. Wer beim Test “Schwächen” zeigte, erhielt laut Bericht eine Beratung seitens Experten der jeweiligen Parteischule.

Teurer Testballon

Welche Vorteile VR-Tests gegenüber mündlichen Befragungen haben, geht aus der Meldung nicht hervor. Möglicherweise suchen die Projektverantwortlichen nach Möglichkeiten, die Interviews zu automatisieren. Im Rahmen der 2012 gestarteten staatlichen Antikorruptionskampagne wurden laut Wikipedia über eine Million Verdachtsfälle untersucht und gegen 187.000 Parteifunktionäre Disziplinar- oder Strafverfahren eingeleitet.

Mit immersiven VR-Apps könnten automatisierte Befragungen durchgeführt werden, ohne auf realistische oder zumindest realistisch wirkende Rahmenbedingungen verzichten zu müssen.

Die VR-Testeinrichtung wurde im April 2018 in Betrieb genommen und kostete laut Global Times mehr als 100.000 US-Dollar. Cai Zhiqiang, Professor des Pekingers Partei-Zentralkomitees äussert sich kritisch: Die VR-Tests bräuchten eine wissenschaftliche Grundlage, um zuverlässige Testergebnisse zu liefern. Ausserdem müssten lokale ökonomische Bedingungen berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass es sich nicht um eine Geldverschwendung handelt.

Die chinesische Regierung investiert grosse Summen in Virtual Reality: Sie baut eine eigene Stadt für VR-Unternehmen, um die heimische Industrie zu fördern. In der neuen Industriezone namens “Beidouwan VR Town” wollten sie etwa 50 VR-Unternehmen unterbringen, so zumindest die Meldung vom letzten Jahr. Und erst vor kurzem wurden ein neuer VR-Vergnügungspark eröffnet, dessen Errichtung 470 Millionen US-Dollar verschlang.

Quelle: VRODO

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