Eine Achterbahnfahrt, ein Sprung aus dem Flugzeug, die halsbrecherische Abfahrt eines Radfahrers – ein von der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) entwickelter Simulator ermöglicht es, Filme virtuell mitzuerleben. Diese Woche ist das Erlebnis zu Gast beim Kindermuseum in Baden.
Die Besucher sitzen auf einer Plattform aus Metall, angeschnallt in einem Schlitten wie sie auf Sommerrodelbahnen zum Einsatz kommen. Während die Umstehenden auf dem Screen mitverfolgen können, was in der VR passiert, erleben die User ein tolles Abenteuer.
Die Brille ermöglicht eine 360-Grad-Rundumsicht und von Kopf bis Fuss wähnt man sich in einer Propellermaschine unterwegs auf einem Flug über Rapperswil, Looping und Landung auf dem See inklusive. Die Plattform ruckelt und zuckel und aus einer Windmaschine bläst einem eine Brise ins Gesicht. So muss sich Freiheit anfühlen.
Simulator setzt auch Filme eins zu eins um
An der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) wurde virtuelle Realität mit einem Bewegungssimulator kombiniert und so ein völlig neuartiger Flugsimulator geschaffen. Die Plattform bewegt sich dank sechs Elektromotoren in alle Richtungen, genauso, wie es zur gewählten Flugbahn passt. Beim Looping mit dem Segelflugzeug drückt es einen leicht in den Sitz. Eine Stufe krasser wird es, wenn der Simulator einen beliebigen Film aus dem Internet eins zu eins umsetzt.
Möglich macht das eine aufwendig programmierte Software. Während beim Fliegen mit der Steuerung selbst Einfluss genommen werden kann, ist der Passagier auf dem Sitz in diesem Fall ganz und gar ausgeliefert. Die Software berechnet, wie die Kamera bewegt wurde, und überträgt das dann in Echtzeit auf die Bewegung des Sitzes. «Jeder Youtube-Film kann automatisch animiert werden. Der Sitz wird dann genauso bewegt, wie die Kamera sich bei der Aufnahme bewegt hat», erklärt Guido Schuster, Elektrotechnik-Professor für digitale Signal- und Bildverarbeitung am Institut für Kommunikationssysteme, der mit seinem Team mit spürbar viel Freude und Enthusiasmus bei der Sache ist.
Der Traum vom Fliegen wird für einige zu viel
Im Rahmen der Sonderausstellung «Der Traum vom Fliegen», die noch bis Ende Jahr läuft, ist das VR Erlebnis diese Woche zu Gast im Kindermuseum Baden.
«Also habe ich mich in den Rodelschlitten gehievt, angeschnallt, mir die Installationen auf den Kopf stülpen lassen und es mir voller Vorfreude bequem gemacht. Eine Minute später hatte ich, zittrig, mit Magenkrämpfen und der Gewissheit, dass ich kein Adler bin, Gott sei Dank wieder festen Boden unter den Füssen,» berichtet Rosmarie Mehlin, Journalistin beim Badner Tagblatt und weiter: «Spitze Hilferufe meinerseits hatten bei den HSR-Absolventen Jeffrey San Diego und Simon Locher Erbarmen und den Entscheid zum Übungsabbruch ausgelöst. Meine Angst vor dem Fliegen ist minim – gewaltig stark hingegen ist mein Mangel an Schwindelfreiheit. Und als ich da in Adler-Ruhe an Steilwänden vorbei über unendliche Abgründe zu fliegen begann, ist mein Puls in unermessliche Höhen emporgeschossen.»
Wegen des Gewichts der Spezialbrille und der Kopfhörer ist das Mindestalter für Kinder 10 Jahre. Bei den Erwachsenen gibt es keine Altersgrenze nach oben. Jedoch scheint es so, dass die Kids mehr ertragen, als gewisse Erwachsene; denn mir würde es bestimmt auch so ergehen, wie der Testerin.
Quelle: Badner Tagblatt / ZSZ