Erstes “AR-Bombing” – Aktivist beschmiert Augmented-Reality-Kunstwerk

Das US-Startup Snap platziert AR-Kunstwerke in Grossstädten wie New York, Paris und London. Ein New Yorker Künstler protestiert gegen die kommerzielle Inanspruchnahme des digitalen Raums und verunstaltet eines der Kunstwerke mit digitalen Schmierereien.

Snapchat-Nutzer, die durch New Yorks Central Park flanieren, können dort seit kurzem einem riesigen, aus goldenen Ballons geknüpften Hund begegnen. Die Skulptur des US-amerikanischen Künstlers Jeff Koons existiert rein digital und erscheint nur auf dem Display eines Smartphones.

Für die Platzierung des AR-Kunstwerks zeichnet das US-Startup Snap verantwortlich, das vor wenigen Tagen eine Plattform ins Leben rief, die digitale Kunst an realen Orten verankert. Wer das Kunstwerk entdecken will, muss physisch vor Ort sein und es mit dem Smartphone sichtbar machen. Weitere digitale Ausstellungen sollen  in New York, Chicago, Washington D.C., Los Angeles, Las Vegas, Toronto, Sydney, London, Paris und Rio de Janeiro starten.

Aus Protest mit Graffiti beschmiert

Gestern protestierte der New Yorker Künstler, Designer und Aktivist Sebastian Errazuriz in einer symbolischen Aktion gegen die Platzierung des Kunstwerks im virtuellen öffentlichen Raum. Auf Graffiti-Jargon zurückgreifend, spricht der Künstler vom ersten “AR-Bombing” der Geschichte und meint damit das schnelle und illegale Anbringen eines Graffitis.

Da Errazuriz Snaps AR-Kunstwerk nicht direkt manipulieren konnte, lud er ein dreidimensionales Modell des Hunds in ein 3D-Programm, versah es mit Graffitis und verankerte das Resultat mit Hilfe einer eigenen AR-App an der genau gleichen Stelle wie das Snap-Kunstwerk.

Ein umkämpfter digitaler Raum

Was bezweckt der Künstler damit? Auf Instagram schreibt Errazuriz, dass sich die Grenzen zwischen der realen und virtuellen Welt in der Zukunft allmählich auflösen werden und dass Augmented Reality dazu führen könnte, das öffentliche Räume mit Marken und Werbung überflutet werden, die auf Manipulation und Kontrolle abzielen.

“Wenn Snapchat und Jeff Koons die ersten sind, die ein GPS-verortetes, kommerzielles AR-Kunstwerk in die Welt setzen, dann sind wir die ersten, die es beschädigen, um dessen Rechtmässigkeit in Frage zu stellen”, schreibt Errazuriz weiter.

Regeln und Gesetze für die digitale Welt

Mit dem Aufkommen technisch fortschrittlicher AR-Brillen dürfte die digitale Sphäre die physische Welt noch stärker überlagern und ein noch grösserer Bestandteil der gesellschaftlichen Wirklichkeit werden, als sie heute ist. Es ist gut vorstellbar, dass es in einer solchen Zukunft einen gemeinschaftlich geteilten AR-Kanal gibt, der von Unternehmen ebenso umkämpft sein dürfte wie der physische Raum. Wahrscheinlich braucht es irgendwann Regeln und Gesetze, wie wir damit umgehen.

“Das alles wirkt wie ein Witz, aber ich glaube, dass wir anfangen müssen, uns solche Frage zu stellen und darüber nachzudenken, wie viel des öffentlichen virtuellen Raumes wir Unternehmen zur Verfügung stellen wollen,” schreibt Errazuriz.

Quelle: Vrodo

 

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