In der deutschen Berufsschule Kronach unterstützt Virtual Reality die Mechatronik-Ausbildung. Vor allem das Training gefährlicher Situationen soll ein Vorteil sein.
In handwerklichen Berufen ist praktische Erfahrung wichtig. Passiert in der Realität ein Fehler, etwa beim Stromzähler-Austausch oder beim Ziehen einer NH-Sicherung, kann im schlimmsten Fall Personen- oder Sachschaden entstehen. VR ermöglicht hier genaues und risikofreies Training gefährlicher Szenarien aus dem Arbeitsalltag.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Informationssysteme der Hochschule Hof (iisys) startete die Berufsschule Kronach daher ein VR Projekt zur Ausbildung in gefährlichen Szenarien.
In einem virtuellen Technikraum trainieren Schüler grundlegende Arbeitsschritte, etwa Zählerwechsel oder das Ziehen von Sicherungen: Anlage abschalten, neues Einschalten verhindern, Spannung überprüfen, eine Isolationsmatte und isolierte Handschuhe verwenden. Passiert ein Fehler beim Ausführen technischer Arbeitsschritte in VR, reagiert die Lernumgebung und der Arbeitsschritt beginnt von vorn.
Mit Sicherheit lernen
«Wir würden unsere Schüler in der Realität niemals solche Sicherungen unter Strom ziehen lassen. Das Projekt gibt uns die Chance, das Erleben der wirklichen Gefahr möglich zu machen», ist Berufsschullehrer Thomas Böhm überzeugt.
«Die VR Anwendung ermöglicht Schülern, Dinge zu erleben, die in der echten Welt entweder zu teuer oder zu gefährlich sind – wie ein Stromschlag» erklärt Prof. Dr. René Peinl der Hochschule Hof die Vorteile des Programms.
Seit Mai 2022 ist das VR Training fester Bestandteil des Lehrplans an der Berufsschule Kronach.
Lernen in VR: Nur Vorteile?
VR Training steigert zudem die Aufmerksamkeit der Schüler:innen. Laut den Verantwortlichen löst die neue, immersive Ausbildung teilweise sogar Begeisterung aus. Im Vordergrund steht aber natürlich der praktische Nutzen. «Für mich war das Projekt interessant, weil ich Arbeiten bisher im stromfreien Umfeld ausprobiert habe – hier konnte man den spezifischen Ernstfall erleben», sagt Schülersprecher Niklas Diller.
Offen ist allerdings, welche Auswirkungen das ständige, gefahrlose VR Training auf das Gefahrenbewusstsein während der tatsächlichen Ausführung in der Realität hat. Die Handgriffe sind perfekt trainiert – aber stumpft das Bewusstsein für das tatsächliche Risiko möglicherweise ab? Hier muss weiter Grundlagenforschung betrieben werden.
Quelle: Mixed