Pferdestark: Seit der Erfindung der Kuhbrille haben auch viele Pferdehalter bei Benito Weise angefragt, ob er auch für sie eine VR Brille entwickeln könne. Das hat er nun gemacht: So sieht das Pferd.
Seine Virtual Reality Kuhbrille (wir berichteten) war bereits ein Volltreffer, jetzt legt Erfinder Benito Weise, Mitarbeiter am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum (LBZ) der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen in Echem, nach: Die Technik soll auf die optische Wahrnehmung von Pferden übertragen werden. Nach einer Förderzusage durch die Gesellschaft für Pferdemedizin kann die Entwicklung der neuen Software nun beginnen.
Ziel des Projektes ist es, die bereits geschafften Grundlagen zur Entwicklung einer Pferdebrille zu nutzen und um die akustische Wahrnehmung zu ergänzen. Wie die Kuhbrille simuliert die Pferdebrille keine Kulissen und die Sicht des Pferdes darauf – stattdessen ermöglicht die Virtual Reality Brille den Anwender ein Im-Moment-Sehen, ein Wahrnehmen der aktuellen Umgebung wie ein Pferd.
Der Nutzen
Im Rahmen der Aus-, Fort- und Weiterbildung zur Haltung von Pferden ergeben sich zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten:
- Erleben der Umgebung mit den visuellen und auditiven Sinneseindrücken des Tieres (Sensibilisierung und Empathiebildung)
- Verstehen der sich daraus ergebenen Verhaltensweisen des Pferdes
- Ableitungen für tiergerechten Umgang, zum Beispiel beim Reitsport
- Ableiten für Grundsätze für eine tiergerechte Planung, zum Beispiel bei Laufgängen oder Parcours
- Gezielte Untersuchung von Stressursachen wie zum Beispiel Geräuschen
- Rückschlüsse auf angepasste Tierdichte (Individualdistanz)
- Bildung von Verständnis für Tierreaktionen
- Vermeidung von Unfällen mit Tieren
Nutzer des Systems sind in der Lage, differenziert zu untersuchen, wie bestimmte Orte in der Haltungsumgebung, bestimmte Abläufe und die Geräuschkulissen von den Pferden wahrgenommen werden, um somit konkrete Rückschlüsse auf Verbesserungen hinsichtlich Tiergerechtheit, Tierwohl und Unfallvermeidung zu ziehen.
Im Auftrag des Tierwohls
Erfinder Benito Weise, der am LBZ die überbetriebliche Ausbildung koordiniert und 20 Jahre Berufserfahrung in der Aus- und Weiterbildung hat, hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere mit dem Thema Tierwohl befasst. Er suchte nach neuen didaktische Ansätzen, die Tierhalter einen etwas emotionaleren Zugang zu dem Tier ermöglichen. Seit der Erfindung der Kuhbrille erreichten ihn unzählige Nachfragen nach VR Brillen für weitere Tiere. Doch für kein anderes Tier war die Nachfrage so enorm wie für das Pferd.
In Zusammenarbeit mit dem Softwarehaus C.O.M. Computer Output Management GmbH aus Wetzlar arbeitet Benito Weise nun an der Software für die Pferdebrille. Die Gesellschaft für Pferdemedizin ermöglicht die Konzeption und Realisierung eines elektronischen Systems zur Darstellung der optischen Wahrnehmung bei Pferden zur Aus-, Fort- und Weiterbildung durch eine finanzielle Förderung. Voraussichtlich Ende des Jahres werden Interessenten eine Pferdebrille erwerben können.
Die Kuhbrille hat es bereits zu internationaler Popularität geschafft: Sie kommt beispielsweise in Österreich und der Schweiz zum Einsatz, Nachfragen erreichen das LBZ ausserdem unter anderem aus Neuseeland und China.
Quelle: topagrar / Youtube