Nach einem Schlaganfall heisst es für viele Betroffene üben. Eine neue, in Österreich entwickelte Technologie bindet Tablets und Virtual Reality in den Reha-Prozess ein.
Nach einem Schlaganfall bleibt ein grosser Rest der betroffen auf die eine oder andere Art behindert. Die Rehabilitation dauert meist lange, und die Zeit der Therapeuten für den einzelnen Patienten ist begrenzt. Ein erstes Projekt von Rehago für halbseitig gelähmte Schlaganfall-Patienten stellten wir letztes Jahr bereits vor.
Um die Therapiemöglichkeiten zu verbessern, beschreiten Experten der FH Gesundheitsberufe OÖ gemeinsam mit einem österreichischen Start-up ebenfalls den neuen technologischen Weg. “Wir wollen neben der herkömmlichen Therapie auch Tablets und Virtual-Reality-Tools für die Reha von Schlaganfallpatienten nutzen”, sagt Doris Detter-Biesl vom Studiengang Logopädie.
So wurde in Kooperation mit dem Medizinprodukte-Unternehmen Rewellio etwa ein Virtual-Reality-Softwaremodul entwickelt, mit dem selbst minimalste Muskelaktivitäten des Patienten erfasst und zur Steuerung einer virtuellen Hand genutzt werden. “Über das Virtual-Reality-Headset wird dem Patienten der Eindruck vermittelt, wieder greifen zu können”, sagt Rewellio-Gründer Georg Teufl.
Der praxiserprobte Physiotherapeut und Softwareentwickler weiss, wie wichtig sofortiges Feedback für Schlaganfallpatienten beim Wiedererlernen verlorener Fertigkeiten ist. “Mit diesem Tool werden auch ganz schwache Bewegungen verstärkt, was für die Betroffenen sehr motivierend ist.” Und Motivation wird dringend gebraucht, denn “je öfter eine Übung durchgeführt wird, desto schneller kann die Fähigkeit wieder erlernt werden”. Erfolgserlebnisse ermöglichen Der Vorteil der neuen Software: Man braucht zum Üben keinen Therapeuten, der seine knapp bemessene Zeit durch diese Reha-Ergänzung für komplexere Aktivitäten mit dem Patienten nutzen kann.
Da die Rehabilitation nach einem Schlaganfall meist ein mehrjähriger Prozess ist, geht es nicht zuletzt auch darum, die Patienten langfristig bei Übungslaune zu halten. Und das geht natürlich leichter, wenn er Fortschritte sieht. “Im Rahmen einer Therapie soll sich der Schwierigkeitsgrad der Übungen schrittweise erhöhen”, erklärt Doris Detter-Biesl.
Neben der motorischen Reha für Hände verfügt die Software auch über spezielle Module für das Trainieren von Sprache und kognitiven Fähigkeiten. “Indem die Übungen nicht mehr auf Zetteln, sondern mit dem Tablet gemacht werden, bekommt der Patient auch ohne Therapeut das nötige Feedback in Echtzeit”, sagt Doris Detter-Biesl. “Für den Lerneffekt ist diese unmittelbare Rückmeldung von enormer Bedeutung.”
Da die Anwendung sehr einfach ist und weitgehend intuitiv erfolgt, kommt diese Technologie überraschend gut an – auch bei älteren Patienten”, sagt Teufl.
Quelle: derstandard.at /fh-gesundheitsberufe