Vom tropischen Raubvogel bis zum Schwarzen Kaiman: Die Installation „Inside Tumucumaque“ versetzt Besucher als Tiere in den Amazonas.
Aus Sicht einer Harpyie sieht die Welt deutlich anders aus: Die scharfe Wahrnehmung des tropischen Raubvogels lässt alles wie in Zeitlupe ablaufen, selbst das kleinste Detail auf dem Waldboden ist haarscharf erkennbar, jede Beute wie auf dem Präsentierteller. Zumindest ist das die Art und Weise, wie „Inside Tumucumaque“ Tierwahrnehmung simuliert. Tumucumaque, so heisst eines der weltweit grössten Regenwaldschutzgebiete im Nordosten Brasiliens.
Bei „Inside Tumucumaque“ tauchen Besucher tief in eine virtuelle Welt ein, begeben sich an einen anderen Ort. Sie schwimmen als Schwarzer Kaiman durch die Flusslandschaft, krabbeln als Vogelspinne über den Waldboden oder segeln mit einer Vampirfledermaus durch die Nacht. Die Wahrnehmung der Tiere wird mit ultravioletten Farbspektren, Superzeitlupe und räumlichem 3D-Sound nachempfunden. Die Tiere sind detailliert bis hin zur Stellung der Federn im Flug. Der virtuelle Regenwald umfasst 7500 Pflanzenarten, die in Abstimmung mit Wissenschaftlern des Museums für Naturkunde erschaffen wurden. Das Ganze ist eine Koproduktion der Kreuzberger Interactive Media Foundation, ihrer Partnerfirma Filmtank und von Artificial Rome. Bei allem wissenschaftlichen Anspruch hat die Installation etwas Spielerisches, Erkundendes, ist rein medial aber deutlich von der Hauptausstellung mit ihren Kunstgegenständen, Fotos und Videoprojektionen losgelöst. Wie passt beides zusammen?
Aus Sicht von Ina Krüger bietet die virtuelle Regenwald-Expedition zahlreiche Andockpunkte. „Wir wollen auf die Schönheit und Biodiversität dieses Gebiets aufmerksam machen – und die Menschen dafür sensibilisieren, sich mehr für die Erhaltung dieser einzigartigen Natur zu engagieren“, sagt Krüger, die das Projekt als Creative Director gemeinsam mit ihrem Kollegen Patrik de Jong leitete. Ausgangspunkt von „Inside Tumucumaque“ war eine Dokumentarfilmreihe über die „Deltas der Welt“, die Filmtank für Arte produzierte. Ihre Premiere feierte die Installation bereits letztes Jahr im Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, jetzt tourt sie um den Globus, wie man auf der Webseite sehen kann. Zu hoffen, dass sie auch in die Schweiz kommen wird!
Quelle: tagesspiegel