Wie lassen sich immaterielle Facetten von Bräuchen digital erleben und interaktiv vermitteln? Das erforschen die Fastnachtsmuseen Narrenschopf und Schloss Langenstein.
Musik, Narrenrufe, Masken, Häser, Schellen und auch das Stimmengewirr vieler Frauen, Männer und Kinder am Strassenrand. Wohin der Blick auch geht: das Spektakel des historischen Umzugs in Villingen lässt staunen. Der Betrachter steht jedoch nicht in Villingen, sondern hat auf einem drehbaren Sessel in einer der Kuppeln des Bad Dürrheimer Narrenschopfs Platz genommen und trägt eine VR-Brille. Die Bilder, die er sieht, sind eine 360-Grad-Aufnahme des echten Umzugs, und das heisst: wie in der realen Welt sieht er etwas anderes, sobald er den Kopf wendet. Der 360-Grad-Ton unterstreicht die Illusion noch, denn die Klänge, die er wahrnimmt, „bewegen“ sich mit seinen Drehungen mit.
Die Vereinigung der Schwäbisch-Alemanischen Narrenzünfte möchte die oben beschriebene VR-Technik im grossen Stil im Narrenschopf aufbauen. „Durch die neue Technik können die Museumsbesucher regelrecht in die Fastnacht eintauchen“, erklärte Professor Ullrich Dittler von der Hochschule Furtwangen in der jüngsten Sitzung des Kreisausschuss für Bildung und Soziales.
Zur Umsetzung greift der Narrenschopf die bewährten Kommunikations- und Interaktionsformen der Sozialen Netzwerke auf: In einem virtuellen Museum stellen sie in thematisch gegliederten Kapiteln Exponate der Fastnacht vor. Die Nutzer werden dazu eingeladen, eigene Fastnachtserlebnisse über Bilder, Texte, Videos etc. zu den jeweiligen Themenfeldern hochzuladen und somit ins Museum zurückzuspiegeln. Ergänzt durch interaktive Formate wie die virtuelle Fastnachtsband will man so so den Austausch zwischen den Nutzern anregen.
Zum ganzjährigen Erleben von Fastnacht wurden zudem 360°-Filme erstellt. Diese stehen über zwei verschiedene Präsentationswege bereit – VR-Brillen und darüber hinaus soll es eine Projektsionkuppel geben. Ähnlich wie in einem Planetarium der Sternenhimmel wird das Narrentreiben rund um die Betrachter auf eine Kuppel projiziert.
Die virtuellen Präsentationen sollen die Besucherinnen und Besucher zudem einladen, in einen Dialog mit dem Museum zu treten und eigene Erfahrungen und Eindrücke zur Ausstellung beizusteuern.
Quelle: nq-online / Bild: R-Test © Fastnachtsmuseum Narrenschopf Bad Dürrheim