Einige Menschen berichten nach einer lebensbedrohenden Situation davon, wie sie ihren Körper verlassen haben. Eine Virtual-Reality-Simulation soll so eine Nahtoderfahrung für jedermann erfahrbar machen.
Mit einer VR-Brille und Raumklang manipuliert der niederländische Designer Frank Kolkman die Sinne seiner Probanden so, dass diese den Eindruck haben, ausserhalb ihres eigenen Körpers zu sein.
Komplexe Maschine mit Roboterkopf
Für das Unterfangen entwickelte er eine komplexe Maschine: Der Nutzer mit VR-Brille steht mit dem Rücken zu einem Roboterkopf, der anstatt Augen Kameras und in den Ohren Raumklang-Mikrofone verbaut hat.
Die Kameras streamen einen stereoskopischen 3D-Livestream in die VR-Brille des Nutzers, sodass sich dieser selbst auf den Rücken schaut. Die Kopfbewegungen des VR-Brillenträgers werden in Echtzeit auf den Roboterkopf übertragen.
Auf seinen eigenen Körper sehen und wieder zurück kommen
Der audiovisuelle Mix hackt die Standort-Sinne des Nutzers und verschafft ihm den Eindruck, ausserhalb des eigenen Körpers zu stehen.
Auf einer Rollschiene entfernt sich der Roboterkopf dann langsam vom VR-Brillenträger und fährt anschliessend wieder zurück, um eine Wiederkehr zu simulieren. Ein kleiner Hammer schlägt von aussen gegen die Brust des Nutzers, das Signal stellt den langsamer und wieder schneller werdenden Herzschlag nach.
Am Ende der Bahnstrecke brachte Kolkman einen kleinen Spiegel an. Blickt der Nutzer hinein, dann sieht er sich selbst in Gestalt des Roboters und ausserhalb des eigenen Körpers. Das bricht zwar die Immersion, sorgt aber laut Kolkman für eine noch intensivere Wahrnehmung des Erlebnisses, da Sinn und Verstand in Konflikt geraten.
Angst vor dem Tod mindern
Kolkman möchte mit dem VR-Nahtod-Simulator eine Debatte über das Leben und Sterben im Krankenhaus anstossen. Der Künstler glaubt, dass die Medizin einen zu starken Fokus darauf legt, kranke Menschen am Leben zu erhalten, anstatt dass diese ihre verbleibende Lebenszeit voll auskosten.
“Die Angst vor dem Tod ist ein vernachlässigtes Thema”, sagt Kolkman. “Wenn wir unsere Todesangst behandeln, dann könnte der Prozess des Sterbens angenehmer werden.”
Die Wirkung seines Kunstprojektes auf die Psyche soll in einem nächsten Schritt wissenschaftlich untersucht werden. Kolkman behauptet, dass seine Installation mit jedem weiteren Versuch intensiver wirkt.
Quelle: Vrodo